Konzeption & Text. Sandra Cremer



Die braune Suppe stinkt (mir)

17. August 2015

Ich hatte ursprünglich nicht vor, in diesem Blog verfängliche Themen aufzugreifen. Aber aus aktuellem Anlass muss ich eine Ausnahme machen. Mich erschreckt, was mir gerade in den sozialen Netzwerken für eine braune Suppe entgegenschwappt. Da werden ohne Sinn und Verstand Posts mit rechtsradikalem Hintergrund geteilt. Einfach nur aus einem spontanen Moment der Empörung heraus. Weil irgendwelche Geschichten, die (vielleicht) einen wahren Kern haben mögen, ins Maßlose übersteigert, aufgebauscht und dramatisiert werden. Ohne auch nur einen Augenblick darüber nachzudenken, was das auslöst. Bei Menschen, die sich durch solche „Nachrichten“ in ihrer Unsicherheit und ihrer Unzufriedenheit bestätigt fühlen und noch ein Stück weiter nach rechts rücken. Das Schlimme ist: Es sind nicht nur irgendwelche Neonazis im Nirgendwo, die einem diese Likes, Posts und Kommentare um die Ohren hauen. Es sind auch Leute darunter, die ich bisher für liebenswert und vernunftbegabt gehalten habe. Das gibt mir zu denken. Wenn solches Gedankengut schon in der bürgerlichen Mittelschicht angekommen ist und akzeptiert wird, dann ist das alarmierend. Darum mein dringender Appell: Bitte seid wachsam. Teilt nicht unüberlegt rechtspopulistische Hetze. Wenn ihr euch unsicher seid, ob vielleicht etwas Wahres dran ist: Recherchiert, woher diese Meldung kommt und was andere Quellen dazu sagen. Vielleicht vergeht euch schon die Lust zu teilen, wenn euch bewusst wird, wer der eigentliche Absender ist.

Warum mich dieses Thema gerade so beschäftigt? Zum einen ist es natürlich in den Medien omnipräsent. Zum anderen habe ich jetzt 48 neue Nachbarn, die gegenüber in einer kleinen Turnhalle wohnen. Stockbett an Stockbett. Spind an Spind. Nette junge Männer, die freundlich „Servus“(!) sagen, wenn man vorbeigeht. Die gerne Fußballspielen und Fahrradfahren und die trotz aller Beengtheit und fehlender Privatsphäre nicht ausflippen und gegenseitig mit dem Messer auf sich losgehen. Keine asozialen Schmarotzer und Psychopathen, wie die rechten Hetzer uns glauben machen wollen. Von diesen jungen Männern geht keinerlei Aggression aus. Aber drei von ihnen wurden vor kurzem einer versuchten Vergewaltigung beschuldigt. Das war natürlich ein gefundenes Fressen für die einschlägigen Portale. Bald darauf stellte sich heraus, dass die junge Frau eine Falschaussage gemacht hatte. Die Geschichte war komplett erfunden. Nur darf man leider davon ausgehen, dass die Wahrheit nicht annähernd so die Runde gemacht hat wie die Lüge. Dabei hätte man schon bei den ersten Artikeln merken können, dass an dieser Sache etwas nicht stimmen konnte. Zum Glück hatte auch die Polizei starke Zweifel. Die jungen Männer sind wieder auf freiem Fuß. Aber das Stigma bleibt.

Meinen netten neuen Nachbarn widme ich diesen Artikel. Herzlich willkommen!

Griaß di, alte neue Heimat!

8. August 2015

2015-08-02 19.50.49 (800x449)Über einen Monat war hier Funkstille. Man mag es mir nachsehen: So ein Umzug bedeutet einfach einen Haufen Arbeit neben der, die man sowieso schon hat. Von nun an wird hier wieder mehr los sein. Versprochen. Zur Einstimmung aus der alten neuen Heimat ein erstes Bild. Die Weinberge werde ich vermissen, aber so ein Alpenpanorama hat schon auch was. Selbst wenn es von einer bescheidenen Smartphone-Kamera stammt.