Konzeption & Text. Sandra Cremer



Wunderliche Wetterverwirrung

30. Juli 2018

Es ist ja immer wieder Anlass zur Häme, wenn die Leute sich über das Wetter beklagen. Es wird gestöhnt, dass es zu heiß/zu kalt ist. Es wird gestöhnt, dass es regnet/schneit. Es wird gestöhnt, dass es nicht aufhört zu regnen/zu schneien etc.

Ich persönlich bin nicht so sehr der Beklager/Stöhner, sondern eher der Verdränger/Verdreher. Scheint drei Tage die Sonne, denke ich, dass seit Wochen super Wetter ist. Regnet es drei Tage, denke ich, dass es schon seit Ewigkeiten schüttet. Auch meine Erinnerung an das Wetter der Vorjahre ist oft verzerrt. Da werden aus einem fantastischen Sommer nasskalte Regenmonate (weil an meinem Geburtstag schlechtes Wetter war). Aus dem nahezu schneelosen Winter wird ein weißes Inferno (weil ich dreimal Schneeschippen musste).

Mir ist schon der Gedanke gekommen, ob sich diese „Klitterung“ auch in anderen Lebensbereichen findet. Geld, Gesundheit, Familie, Beziehung usw. Ich habe diesen Gedanken nicht weiterverfolgt. Das war mir dann doch zu heikel …

Meine Selbständigkeit wird erwachsen

23. Juli 2018

Ich habe mich im Jahr 2000 selbständig gemacht. Also vor 18 Jahren. Und ich muss sagen, dass ich es keinen Tag bereut habe. Man muss natürlich mit einer gewissen Unsicherheit leben, wenn man kein festes Einkommen hat. Aber die Vorteile überwiegen doch bei weitem: Ich kann mir meine Arbeitszeit frei einteilen, ich kann (was zum Glück sehr selten vorkommt) einen Job ablehnen, der mir als moralisch fragwürdig erscheint, und vor allem habe ich sehr viel Abwechslung.

Wie alles anfing

Heute will ich einmal erzählen, wie alles angefangen hat: Nach gut 3,5 Jahren in einer Agentur realisierte ich, dass ich dort nicht weiterkommen würde. Ich hatte in dem Laden eine tolle Zeit mit supernetten Kollegen, aber mir reichte es einfach. Darum nahm ich eine Stelle als Text-CD in einer Münchner Agentur an. Dort war es allerdings (chefbedingt) so furchtbar, dass ich noch in der Probezeit aufhörte. Der Name der Agentur spielt keine Rolle. Sie erscheint nicht in meiner Vita und außerdem gibt es sie inzwischen nicht mehr (Oh, Wunder!). Mit einigen der Kurzzeit-Kollegen habe ich aber heute immer noch guten Kontakt.

Besser als im Bilderbuch

Meine beste Freundin und Grafikkollegin hatte zur selben Zeit wie ich bei meiner Ex-Ex-Agentur gekündigt und sich selbständig gemacht. Da wir immer sehr gut und sehr gerne zusammengearbeitet hatten, lag der Gedanke nahe, sich als freies Grafik-Text-Team aufzustellen. Wir legten einen grandiosen Start hin. Zuerst arbeiteten wir bei meiner Freundin zuhause. Doch schon nach kurzer Zeit konnten wir uns ein (etwas überdimensioniertes) Büro leisten. Da die Agentur, in der wir beide gearbeitet hatten, fast ausschließlich IT-Kunden betreute, ging es natürlich entsprechend weiter. Leider erwischten uns dadurch die Auswirkungen des Platzens der Dotcom-Blase mit voller Wucht. Wir waren gezwungen, in völlig neuen Branchen zu akquirieren. Dies erwies sich im Nachhinein betrachtet als Glücksfall. Denn eigentlich war es nicht besonders spannend, die x-te IT-Firma zu betreuen. Aus diesem Grund habe ich heute Kunden aus den unterschiedlichsten Bereichen, was einfach mehr Spaß macht.

Von der Mini-Agentur zum beruflichen Single

Aus unserer „Mini-Agentur“ stieg ich nach zwei Jahren aus privaten Gründen aus. Die Freundschaft besteht aber heute noch. Zeitweise startete ich einen neuen Versuch als Grafik-Text-Team mit meinem damaligen Lebenspartner. Nur so viel dazu: Ich bin inzwischen der festen Überzeugung, dass man nicht mit seinem Partner zusammen arbeiten sollte ;-) Seit 2007 bin ich also als „beruflicher Single“ unterwegs, was mir persönlich die liebste Variante ist. So kann man wirklich alle Freiheiten des Freelancer-Daseins genießen, ohne auf jemand anders Rücksicht nehmen zu müssen. Trotzdem denke ich gerne an die Zeit als Mini-Agentur zurück. Sie war sehr spannend. Aber auch anstrengend. Denn damals war für uns jeder Änderungswunsch des Kunden ein absolutes Drama. Wir kämpften wie die Löwinnen für unsere Werke, weil sie ja in unseren Augen die beste Lösung waren. Heute sehe ich das deutlich entspannter. Ich weise zwar noch darauf hin, wenn ich etwas nicht sinnvoll finde, aber nicht mit dieser Vehemenz. Und schon gar nicht fasse ich Korrekturen als persönlichen Affront auf. Man muss sich einfach daran gewöhnen, dass nicht jeder so tickt, wie man selbst. Und dass so mancher junge Ansprechpartner selber seine (schlechten) Erfahrungen machen muss. Wobei es nicht nur die Jüngeren sind, die sich mitunter als beratungsresistent erweisen. So kann es eben auch passieren, dass ich mir denke: Lieber Kunde, du möchtest also unbedingt Mist? Dann bekommst du Mist. Allerdings 1a, versteht sich. Sei‘s drum. Diese Kunden bleiben ohnehin nicht lange (auf dem Markt) …