Konzeption & Text. Sandra Cremer




I am what I spam

2. September 2020

Wie die Fans meiner Facebook-Seite wissen, liebe ich Spam. In kleinen Dosen. Wenn ich mir so ansehe, was mir geschickt wird, ergibt sich folgendes Bild: Ich habe krumme Ballenzehen, ein lückenhaftes Gebiss, rote Haut und eine kurzsichtige Brille. Weil ich außerdem fies schnarche, hat mich mein Partner verlassen. Er hatte Angst, dass ich bei einem Atemstop einen Herz- oder Schlaganfall bekomme! Deswegen muss ich mein Auto jetzt selber bewässern. Dabei habe ich festgestellt, dass der verdammte Schlauch viel zu kurz ist. Vor lauter Wut habe ich in die Seitentür getreten. Na, toll: Schon wieder eine STÖRENDE Delle im Auto! Dabei hatte ich neulich erst eine Karambolage wegen Handys. Ich werde jetzt zu meinen Nachbarn gehen und mir ihren NAGELNEUEN 60 m langen, unzerbrechlichen Gartenschlauch klauen. Das ist die Rache dafür, dass sie sich über meinen stopfenden, stinkenden Abfluss beschwert haben! Kann ich doch nichts dafür, wenn ich meinen schmutzigen Barbecue nur mit kaltem Wasser abspülen kann, zefix! Davor muss ich aber dringend meine schartigen Messer, Dolche und Hackebeile schärfen, sonst schneide ich mir einen Ast. Außerdem brauche ich noch ein alles blickendes monokulares Fernrohr für jede Aufgabe, damit ich sehen kann, ob meine Nachbarn zuhause sind. Wenn ich mir noch so eine powerstake STIRNLAMPE anschaffe, könnte ich auch nachts rübergehen. Das ist besser, weil mir diese Schwitzhitze tagsüber echt zu schaffen macht. Doch wie soll ich mir das alles leisten? Wenn ich dem Bitcoin-Code beitrete, sollte es klappen! Zur Überbrückung reicht mir der Kredit mit Sofortzusage in 3 Minuten …

Nachtrag: Leider konnte ich meinen Plan nicht ausführen, weil jemand Zugriff auf mein Gerät hat. Es ist ein professioneller Pentester. Jetzt muss ich meine ganzen Bitcoins ausgeben, damit er meinen Ruf nicht ruiniert! Heul!



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