Konzeption & Text. Sandra Cremer




Geldautraumat

28. April 2016

ec-1254404_1280Ist es Ihnen auch schon aufgefallen, dass Geldautomaten kleine Sadisten sind? Nein, zum Glück geht es bei mir nicht darum, dass sie aus Kontostand-Gründen kein Geld mehr ausspucken. Mittlerweile bin ich finanziell dann doch so gefestigt, dass ich mir darüber keine Sorgen machen muss. Aber sie schaffen es dennoch, mich einem gewissen Stress auszusetzen. Konkret geht es um diesen Moment, wenn auf dem Bildschirm „Bitte entnehmen Sie Ihr Geld“ erscheint. Es blinkt und rattert, aber es vergeht gefühlt eine Minute bis das Geld tatsächlich ausgegeben wird. Jedes Mal wieder dieses kurze Bangen „Was wenn diesmal wirklich nichts kommt?“ Vielleicht ist der Schacht ja verstopft oder es liegt sonst irgendein technisches Problem vor. Und wenn das Geld nicht herauskommt, bin ich dann der Bank gegenüber in der Beweispflicht, dass dem wirklich so war? Ist aus der Kameraaufzeichnung ersichtlich, dass ich kein Geld entnommen habe? Bisher waren meine Sorgen unbegründet. Ich persönlich habe jedoch das Gefühl, dass das Geld erst bei sichtbaren Anzeichen von Stress ausgegeben wird. Ein nervöser Blick, Schweißperlen auf der Stirn, zitternde Finger oder wie auch immer sich das bei den einzelnen Personen äußert. Und der sadistische Geldautraumat weidet sich genüsslich an unserem Unbehagen.