Fangen wir gleich an mit dem wichtigsten Link, den jeder Bahn-Fahrer kennen muss: https://www.bahn.de/p/view/service/auskunft/fahrgastrechte/entschaedigung.shtml
Falls ihr jetzt denkt, ihr könntet hier online eine Entschädigung beantragen – weit gefehlt! Man kann sich dort das Fahrgastrechte-Formular als PDF downloaden, das man ausfüllen, ausdrucken und per Post schicken muss – zusammen mit einem Ausdruck des Online-Tickets(!). Das Porto muss man natürlich selbst übernehmen. Alternativ kann man damit auch an einen Bahn-Schalter gehen. Aber da zahlt man dann doch lieber die 80 Cent für die Briefmarke.
Was im Fahrgastrechte-Formular allerdings nicht vorgesehen ist: die Erstattung von Reservierungen. Wozu man die braucht? Weil die Bahn es regelmäßig schafft, diese platzen zu lassen. Alle, die öfters mit dem Sprinter München-Berlin fahren, wissen ein Lied davon zu singen. Denn der eigentlich vorgesehene Zug entfällt meist wegen eines „technischen Defekts“ und wird durch einen anderen Zug ersetzt. Na, dann ist doch alles super, oder? Leider nein. Denn erstens verfügt der Ersatzzug stets über weniger Sitzplätze, so dass es den gebuchten Sitzplatz oft gar nicht gibt; zweitens würde es einem auch nichts bringen, wenn es ihn gäbe, weil alle Reservierungen im Ersatzzug ungültig sind (was allerdings nur auf Nachfrage kommuniziert wird und somit nur einem Teil der Fahrgäste bekannt ist = Bombenstimmung!). Auch hier besteht natürlich die Möglichkeit, ins „Reisezentrum“ zu gehen. Ob man dazu noch Lust hat, wenn man ein paar Stunden vor dem Klo auf dem Boden gesessen ist? Eher nein. Aber für diesen Fall gibt es einen „Workaround“: Man schreibe an kundendialog@bahn.de und schildere den Sachverhalt unter Angabe der Bankverbindung und Anhängen des Online-Tickets als PDF. Dann funzt es.
Was mich maßlos ärgert, sind nicht die Ausfälle als solches (siehe Headline), sondern dass man sich selbst um eine Erstattung für eine nicht erbrachte Leistung kümmern muss und dies noch dazu so unkomfortabel wie nur möglich gestaltet wird. Technisch gesehen wäre es mit Sicherheit kein Problem, das Geld automatisch aufs Konto zu überweisen, sofern das Ticket online gebucht wurde. In meinen Augen reines Kalkül. Denn die Bahn kann davon ausgehen, dass ein Großteil der Fahrgäste die Erstattung nicht einfordert (aus Unwissenheit oder wegen des Aufwands). Bei verfallenen Reservierungen dürfte der Anteil sogar verschwindend gering sein. Ebenso beschleicht einen das Gefühl, dass die kürzeren Ersatzzüge bewusst eingesetzt werden, um Kosten zu sparen.
Und falls jetzt wieder jemand meint, dass ich ein „Bahn-Basher“ bin, der lieber mit dem Auto fährt – nicht im Ansatz. Ich ziehe es immer vor, den Zug zu nehmen. Selbst wenn es für mich eine längere Fahrtzeit bedeutet. Aber die Bahn macht es mir wirklich nicht leicht. Ich könnte hier jetzt stundenlang darüber lamentieren, was alles passiert ist auf meinen Fahrten in den letzten Jahren. Doch ich bin es leid.
Bahn, krieg es bitte-bitte endlich mal auf die Reihe!
In Liebe, dein letzter Fan ❤