Konzeption & Text. Sandra Cremer




Sandras kleine Texterschule Teil 9

30. September 2020

Streichle nicht die Katze im Sack!

Gerade erst ist es wieder passiert. Jemand wollte mir eine Katze im Sack andrehen. Die Anfrage kam über ein Freelancer-Portal. Sie klang ganz interessant, aber es gab eine feste Honorarpauschale, die recht knapp bemessen war. Mein erster Impuls: Finger weg! Aber dann dachte ich mir: Vielleicht bist du ja übervorsichtig und lässt dir einen guten Job entgehen.

Keine klare Ansage, keine feste Zusage

Weil das Briefing nur aus wenigen Zeilen bestand (mit unpassenden Buzzwords), hakte ich bei dem Portal nach. Die Antwort kam zwar schnell, war aber immer noch lückenhaft. Daraufhin wollte ich wissen, ob man den Auftrag noch ablehnen könne, wenn sich beim Briefing durch den Kunden herausstellen sollte, dass wir von völlig unterschiedlichen Voraussetzungen ausgehen. Das wurde verneint, mit dem Hinweis, dass andere bereits ihr ernsthaftes Interesse bekundet hätten (Leute, die keine nervigen Fragen stellen!). Will heißen: Irgendein armer unerfahrener Freelancer hat sich ohne ein konkretes Briefing auf eine feste Pauschale eingelassen. Diese fiese Katze im Sack finde ich persönlich fast noch schlimmer, als sich bewusst unter Wert zu verkaufen, weil gerade Not am Mann ist.

Ein wenig Skepsis hat noch nie geschadet

Mein erster Impuls war also richtig. Leider habe ich nicht gleich auf ihn gehört und Zeit darauf verschwendet, herauszufinden, ob die Pauschale angemessen ist. Darum meine Message an euch: Wenn ihr skeptisch seid bei einer Anfrage, hat das meist einen guten Grund. Ich habe es noch nie bereut, einen Job abgelehnt zu haben. Aber bei manchen habe ich bereut, sie angenommen zu haben.