Konzeption & Text. Sandra Cremer




Ohne AI kein KIDO

10. Februar 2023

Ich habe ChatGPT nach einem guten Thema für einen Blog-Artikel gefragt. Nach einer Reihe sehr allgemeiner Vorschläge kam folgende Empfehlung: „the best topic […] depends on your interests and expertise“. Eine sehr weise Antwort. Ohne AI wäre ich da nie drauf gekommen! Um die Idee nicht nur zu kopieren, füge ich der AI noch ein KIDO hinzu.

Wie es der Zufall (oder der Mann) will

Zum Aikido bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Mein Mann hatte sich darüber informiert und sich zum Probetraining angemeldet. Irgendwann wurde mir klar: Ach, du Scheiße, der will ja, dass ich da mitkomme! Sehr widerwillig erklärte ich mich dazu bereit. Meine Berührungspunkte mit Kampfsport bzw. -kunst beschränkten sich zu diesem Zeitpunkt auf eine kurze Judo-Episode im frühen Kindesalter. Verbunden mit einer unangenehmen Erinnerung, eher einer dunklen Ahnung. Denn ich weiß gar nicht mehr, was damals vorgefallen ist, bzw. warum mir der Gedanke daran so ein Unbehagen bereitet.

Entschuldigung, mein Hirn ist voll

Wie dem auch sei, ich biss die Zähne zusammen und ging mit meinem Mann hin. Schon beim Seiza (Kniesitz) merkte ich, dass mein vom Joggen lädiertes Knie Zicken machte. Ich dachte gleich, dass das wohl nichts für mich ist. Aber dann ging es an die Techniken und ich war angefixt. Doch nach ca. einer Stunde Training musste ich aufhören. Nicht wegen meines Knies oder wegen mangelnder Fitness. Mein Hirn war voll!

Zärtlich oder zupackend

Dieses erste Training ist nun schon fast 7 Jahre her und ich bin immer noch mit großer Begeisterung dabei. Was mir am Aikido so gut gefällt? Zunächst einmal, dass es keinen Wettkampf gibt. Keine Sieger und keine Verlierer. Es sind nur zwei Menschen, die zusammen trainieren. Derjenige, der angreift, liegt nachher auf der Matte. Dann werden die Rollen getauscht. Weil die Partner wechseln, ist das Training nie gleich. Man stellt sich jedes Mal neu auf den anderen Menschen ein. Der eine mag es lieber sanfter, der andere lieber etwas härter. Beides hat seinen Reiz.

Mit oder ohne

Anfänger und Fortgeschrittene trainieren gemeinsam. Denn sie können beide voneinander lernen. Optisch unterscheiden kann man sie (zumindest bei uns) nur daran, ob sie einen Hakama (eine Art schwarzer Hosenrock) über dem weißen Anzug tragen oder nicht. Diesen darf man erst anziehen, wenn man ein gewisses Level erreicht hat – den ersten Kyu. Ich persönlich darf noch nicht, weil ich erst den zweiten habe. Zur Erklärung: Während bei den Kyus die Ordnungszahl absteigt, steigt sie bei den Danen wieder auf. Da wir in unserem Dojo keine verschiedenen Gürtelfarben haben (bzw. nur weiß und schwarz), sehen die Aikidokas bis zum ersten Kyu alle gleich aus. Wer noch keinen Hakama hat, genießt „Welpenschutz“. Hat man einen, darf der Partner auch etwas fester zupacken.

Nur keine Panik!

Aber wie wird man ein „Kampfhund“, wenn es keine Wettkämpfe gibt? Dafür gibt es die sogenannten Graduierungen. Auch wenn wir selbst oft von Prüfungen sprechen, so sind es doch keine. Der Trainer meldet einen erst an, wenn er überzeugt ist, dass man es schafft. So groß also das Herzklopfen an diesen besonderen Tagen auch sein mag: Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht seinen Stempel in den Pass bekommt. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die sind so selten, dass man sie vernachlässigen kann.

Zu alt gibt’s nicht

Gut gefällt mir auch, dass die Truppe bunt gemischt ist. Männlein trainiert mit Weiblein, Groß mit Klein, Alt mit Jung. Und mit alt meine ich nicht 35+, so wie in manchen anderen Sportarten. Aikido kann man praktisch sein ganzes Leben lang betreiben. Obwohl es sowohl körperlich als auch mental anspruchsvoll ist.

Ab auf die Matte!

Ich freue mich also auf viele weitere Jahre Aikido. Wenn ich dranbleibe, werde ich wohl irgendwann ein Hakama-Träger sein. Wovor mir allerdings ein bisschen graut. Denn das Zusammenlegen dieser Beinkleider ist kompliziert und zeitaufwendig. Da hüpfe ich doch gerne noch ein bisschen in meinem Anzug durch das Dojo. Ich muss mir ja auch gut überlegen, ob ich schon bereit dafür bin, dass mich jemand mit Schmackes auf die Matte pfeffert.

PS: Das Ai von AIKIDO bedeutet übrigens Harmonie, das Ki Lebensenergie und das Do Lebensweg.

PPS: Kleiner Insider-Joke für Aikidokas: Meine beiden Katzen heißen Shomen und Uchi.