Konzeption & Text. Sandra Cremer



Sandras kleine Texterschule Teil 12

12. August 2021

– Wie schaffst du es, immer kreativ zu sein? –

Die ehrliche Antwort lautet: Nicht. Es gibt Tage, an denen ich uninspiriert vor dem Rechner sitze und mir partout nichts Originelles einfallen will. Am liebsten würde ich diese mentalen Durchhänger ignorieren und einfach etwas ganz anderes machen. Aber leider geht das meistens nicht. Also hilft nur eins: Augen zu und durch!

Horror Vacui

Ob weißes Blatt oder leeres Dokument – irgendwann wird es euch entgegenleuchten. Doch was könnt ihr dagegen tun? Losschreiben! Nicht darüber nachdenken, ob das Gekritzelte oder Getippte kreativ ist, eher fader Standard oder gar holperig formuliert. Schmeißt eure hohen Ansprüche über Bord, damit da endlich etwas steht. Ihr werdet sehen: Das Allerschlimmste habt ihr jetzt hinter euch.

Nur mit der Ruhe

Natürlich empfehle ich euch nicht, einen Text in schlechter Qualität abzugeben. Oder ein Konzept, das langweilig oder nicht durchdacht ist. Aber der Anfang ist gemacht. Ihr habt jetzt eine Basis, auf der ihr aufbauen könnt. Wenn ihr mit dieser ersten Rohfassung durch seid, dann lasst das Ganze ein wenig ruhen. Optimal wäre bis zum nächsten Tag. Ist das zeitlich nicht drin, wenigstens für ein paar Stunden.

Überraschend gut

Setzt ihr euch wieder an den Schreibtisch, begrüßt euch eine beschriebene Seite. Jetzt könnt ihr euch an das Ausarbeiten und Finetunen machen. Et voilà: Ihr kommt zu einem Ergebnis, mit dem ihr rundum zufrieden seid. Manchmal entstehen aus solch schwierigen Anfängen sogar besonders gute Ideen oder Texte. Ihr müsst euch nur aus dem Kreativitätsloch befreien.

 

Sandras kleine Texterschule Teil 11

30. Juli 2021

– Bin ich ein Texttalent? Find es heraus! –

Die wenigsten von uns haben schon als Kind eine ganz klare Vorstellung davon, was sie einmal werden wollen/sollen. Hat man in diesem Alter bereits einen Wunschberuf, wird es bestimmt nicht der sein, den man später einmal ergreift. Ich zum Beispiel wollte Jägerin werden. Mir war zu diesem Zeitpunkt sicher nicht klar, was das bedeutet. Wahrscheinlich dachte ich, ich würde einfach nur durch den Wald spazieren und Rehe streicheln. Später wollte ich (wie so viele) Tierärztin werden, dann wollte ich Pferde züchten … Was danach kam, weiß ich nicht mehr. Aber eines war mir immer klar: Nie im Leben würde ich den ganzen Tag in einem Büro sitzen! Zum Glück habe ich von dieser vehementen Abneigung Abstand genommen. Sonst könnte ich meinen Beruf leider nicht ausüben. Bei mir hat es endlich Klick gemacht, als ich in einem Textseminar in der Bayerischen Akademie der Werbung saß. Auf einmal war mir klar: Das ist genau dein Ding. Bis ich dann ans Ziel gekommen bin, war es noch ein steiniger und weiter Weg. Aber davon habe ich schon an anderer Stelle berichtet. Heute geht es mir darum, woher man weiß, dass man auch das Zeug zum Texter hat. Darum habe ich mir für dich 10 Fragen ausgedacht:

  1. Kommen dir oft Wortspiele in den Kopf, über die du selber lachen musst?
  2. Gibt es Wörter, die du unglaublich magst, weil sie sich so schön anhören?
  3. Fallen dir manchmal völlig aus dem Off Claims (= „Sprüche“) ein?
  4. Bist du todunglücklich, wenn du nicht irgendetwas zu lesen hast?
  5. Hast du als Kind leidenschaftlich gerne „Werbung raten“ gespielt?
  6. Kannst du keinen Text lesen, ohne dass du darin Rechtschreibfehler findest?
  7. Liest du selbst deine privaten WhatsApp-Nachrichten und E-Mails Korrektur?
  8. Bereitet es dir Unwohlsein, wenn jemand ein falsches Wort verwendet?
  9. Macht es dir Spaß, den Ursprung von (Sprich-)Wörtern nachzusehen?
  10. Freust du dich, wenn du in einer Fremdsprache einen Ausdruck findest, den es im Deutschen nicht gibt?

Wenn du beim Lesen dieser Fragen mindestens 7 Mal genickt hast, könntest du ein begnadetes Texttalent sein (Ich beantworte natürlich alle mit „Ja“). Wenn es weniger oft war, könntest du trotzdem eins sein. Am wichtigsten ist es nämlich, dass du dich für das Thema begeisterst. Und das tust du offensichtlich. Sonst hättest du diesen Artikel nicht gelesen. Ob du ein richtig guter Texter werden kannst, wirst du nur herausfinden, wenn du es ausprobierst. Mit einem Praktikum machst du also sicher nichts verkehrt. Ganz wichtig: Lass dich nicht gleich entmutigen, wenn du nicht direkt übernommen wirst. Mach einfach weiter, bis du es geschafft hast (Du weißt ja: steiniger Weg …).

Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg dabei!

 

PS: Das Bild hat mal wieder rein gar nichts mit dem Text zu tun. Aber es ist immerhin von mir ;-)

Enjoy the Säule

13. Juli 2021

Wir Texter sind ein komisches Volk. Anders als Grafiker, die in Gruppen in einem Atelier hausen können, brauchen wir ein stilles Kämmerlein. Und je älter wir werden, desto eigenbrötlerischer werden wir. War in jungen Jahren dezente Musik im Hintergrund noch akzeptabel, so muss heute totale Stille herrschen.

Ist ein Texter längere Zeit als Freelancer tätig, wird es noch schlimmer. Worst Case: im Home-Office. Ganz gleich, ob Gerät, Haustier oder Mitmensch – jeder Geräuschemacher wird zum Hassobjekt. Hat sich dieser Zustand erst einmal etabliert, gibt es kein Zurück mehr. Sich für einen Einsatz vor Ort buchen lassen? Niemals! Festanstellung? Absolutes No-Go! Man müsste ja ständig damit rechnen, dass ein Lebewesen zur Tür hereinkommt.

Aber lasst euch nichts vormachen: Es gibt nichts Schöneres, als ein Freelance-Texter zu sein. Ihr müsst nur Anachoreten-Potenzial haben. Wahrscheinlich werde ich irgendwann zur Säulenheiligen. Da stehe ich dann ganz für mich allein und muss nur runterkommen, falls ich zufällig zum Bischof gewählt werde. Und weil das nie passieren wird, kann ich für immer hier oben bleiben. Yes!

 

Mei oh Mai!

7. Juni 2021

Der Mai ist mir irgendwie durchgerutscht. Dabei wollte ich doch mindestens einen Artikel pro Monat schreiben. Schon habe ich mir meinen Schnitt wieder versaut. Aber es ist ja nicht so, dass ich faul und untätig gewesen wäre. Ich war an vielen tollen Projekten beteiligt – von denen ich leider nichts erzählen darf. Also müsst ihr mir einfach glauben, dass ich für spannende Kunden schöne Texte geschrieben habe.

Jetzt ist es schon wieder eine Woche Juni und es sieht so aus, als ob dieser Sommer ein schöner werden könnte. Wenn das Wetter noch mitspielen würde, dann wäre das großartig. Biergarten habe ich bisher nur ein einziges Mal geschafft. Und selbst da musste ich wie Aschenputtel frühzeitig verschwinden, weil mein Landkreis noch notgebremst war.

Doch nun sieht es auch im Oberland wieder rosig aus. Wollen wir hoffen, dass uns die Delta-Variante keinen Strich durch die Rechnung macht. So oder so dürften wir jetzt aus dem Gröbsten raus sein. Wenn nicht alle in FOMO verfallen und auf einen Schlag nachholen, was sie die letzten 1 ¼ Jahre verpasst haben …

PS: Das Bild habe ich ausgesucht, weil es so unglaublich hässlich ist … 😉

Schreibblogade

23. März 2021

Ich weiß, dass ich schon längst etwas für meinen Blog hätte schreiben müssen. Das Dumme ist nur, dass ich über das einzige Thema, das gerade alle beschäftigt, nichts schreiben will.

LinkedOut

18. Januar 2021

Letztes Jahr habe ich mich aus Neugier mehr mit LinkedIn beschäftigt. Zunächst war ich positiv überrascht. Es schien mir, als ob die Plattform das bunte Social-Media-Feeling etwas besser hinbekäme als XING, wo ich mich bisher hauptsächlich getummelt hatte. Denn dort sind die Posts und auch die Reaktionen darauf meist sehr mau bis nicht vorhanden. LinkedIn wirkte im Vergleich deutlich attraktiver. Darum fing ich an, Unternehmen zu folgen (gähn!) und selbst gezielt Leute zu kontaktieren, die mir interessant erschienen. Nicht, um auf diesem Weg Aufträge zu generieren. Sondern weil ich mir davon neuen Input und neue Inspiration erhoffte.

Nepper, Follower, Ghostposter

Eine Weile habe ich mich von den bunten Bildchen, Filmchen und schlauen Sprüchen tatsächlich neppen lassen. Irgendwann stellte ich aber fest, dass es immer nur die üblichen Verdächtigen waren, die etwas posteten und kommentierten. Das dafür in 150.000 Varianten, die im Endeffekt alle gleich banal und bedeutungslos waren. Bei manchen Personen fragte ich mich, ob sie überhaupt noch einer richtigen Arbeit nachgingen. Diese permanente Selbstdarstellung konnte ihnen dafür kaum Zeit lassen. Oder beschäftigen die professionellen LinkedIn-User eine Armee von „Ghostpostern“, damit sie hin und wieder etwas Produktives zustande bringen?

Klick auf die Tränendrüse

Die angesprochene Belanglosigkeit galt für das Gros der Beiträge. Besonders perfide waren aber die „authentischen“, persönlichen Posts. Zuerst war ich be- und gerührt, dass jemand hier so offen über sein Privatleben schrieb. Und dann ging mir auf, wie armselig das eigentlich war. Denn entweder setzte der Betreffende diese intimen Details bewusst auf Business-Ebene ein, um möglichst viele Interaktionen zu bekommen. Oder er postete aus einem echten inneren Bedürfnis heraus. Was nichts anderes hieß, als dass er niemanden hatte, mit dem er sich darüber austauschen konnte. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.

Mein Fazit nach diesem kurzen Intermezzo: LinkedOut! Ich bleibe pro forma Teil des Netzwerks, werde mich aber nicht weiter daran beteiligen. Da vergeude ich meine Zeit doch lieber auf Facebook …

 

Sandras kleine Texterschule Teil 10

14. November 2020

Spezialist oder Allrounder?

Vor ein paar Wochen habe ich mich bei einigen Textkollegen umgesehen. Mich hat interessiert, wie andere sich präsentieren und welche Plattformen sie nutzen. Dabei bin ich zwangsläufig auf Blogs gelandet, in denen die erfahrenen Texter den Frischlingen Tipps geben. Ähnlich meinen Artikeln hier in „Sandras kleiner Texterschule“.

Von der Nische zur Nase

Sehr oft bin ich dort auf die Empfehlung gestoßen, eine Nische zu finden und sich zu spezialisieren. Da ich das in meinen 20 Jahren als freie Texterin nicht getan habe, wurde ich nachdenklich. Hatten die Kollegen vielleicht recht? Würde ich mir heute eine goldene Nase verdienen, wenn ich mich beizeiten auf einen klar eingegrenzten Bereich konzentriert hätte? Im Nachhinein lässt sich das schlecht beurteilen. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann: Ich wäre äußerst unzufrieden.

Nicht schon wieder!

Warum? Weil es mich zu Tode langweilen würde, immer nur für eine Branche, einen Kunden oder ein Medium zu texten. Einer der Gründe, warum ich damals meine Festanstellung gekündigt habe, war die Einseitigkeit. Denn meine Agentur hatte sich auf IT-Kunden spezialisiert. Wenn man dann die dreißigste Software-Firma mit ähnlichem Angebot auf dem Tisch hat, macht die Arbeit einfach keinen Spaß mehr. Und nicht nur das: Irgendwann gehen einem die Ideen aus. Man ertappt sich dabei, dass man Standardformulierungen verwendet. Oder es dämmert einem, dass man eine ganz ähnliche Headline-Führung schon einmal vorgeschlagen hat. Für einen Texter mit einem hohen Originalitäts- und Qualitätsanspruch ein absolutes No-Go.

Die Mischung macht’s

Die Spezialisierung der Agentur hat mich auch in den Anfängen meiner Selbständigkeit noch verfolgt. Denn was für Aufträge bekommt man wohl bevorzugt, wenn man fast ausschließlich IT-Referenzen hat …? Ganz genau! Ich war gottfroh, als ich diese Altlast endlich los war und für ganz andere Kunden texten durfte. Denn genau das ist es, was ich an meinem Job so mag: die Abwechslung. Dass ich mich immer wieder in neue Themen einarbeiten darf und dabei jede Menge Interessantes dazu lerne.

Niemals nur ein Kunde!

Außerdem ist es vernünftig, sich nicht zu sehr auf eine Branche zu konzentrieren. Das dürften aktuell so einige Kollegen schmerzlich feststellen, die sich dagegen entschieden haben, Allrounder zu werden. Oder die sich sogar (ganz grober Fehler) nur auf einen einzigen Kunden verlassen haben. Wer sich zum Beispiel auf Gastronomie oder Tourismus spezialisiert hat, ist jetzt – unfein ausgedrückt – im Arsch. Und dass selbst der beste Kunde unter Umständen wegbrechen kann, aus welchen Gründen auch immer, sollte einem stets bewusst sein.

Allrounder sind immer gefragt

Darum mein Tipp an Freelancer jeglicher Art: Werdet keine Spezialisten, sondern Allrounder! Seht zu, dass ihr möglichst viele Kunden aus den verschiedensten Bereichen habt. Dann kann euch eine Krise nicht so schnell aus der Bahn werfen und ihr habt auch nach 20 Jahren Selbständigkeit noch Freude an eurem Beruf.

Für mich nichts Neues

7. August 2020

Man muss nicht im selben Raum sitzen, um zusammenzuarbeiten. Corona-bedingt erkennen das immer mehr Unternehmen. Da ich nicht erst seit einem halben Jahr im Home-Office bin, sondern seit knapp zwei Jahrzehnten, ist mir das schon lange klar.

Bei Fuß!

Bis zu diesem außergewöhnlichen Frühling konnten sich viele Agenturen nicht vorstellen, einen Freelancer zu buchen, der nicht vor Ort ist. Ein Briefing per Telefon, E-Mail oder Skype, Teams etc. – ein No-Go! Man muss sich doch bei Bedarf persönlich gegenübersitzen können, sonst funktioniert das nicht! Am liebsten hätten wir dich bei uns im Büro, wo du jederzeit greifbar bist!

Ein Aha-Erlebnis?

Da half es nichts zu erzählen, dass der Großteil meiner Kunden nicht in Bayern sitzt, einige noch nicht einmal in Deutschland. Sie wollten partout nicht glauben, dass sich so etwas problemlos bewerkstelligen lässt. Ich bin gespannt, ob in diesen Agenturen inzwischen ein Denkprozess stattgefunden hat: Wenn unsere Mitarbeiter im Home-Office sind, spielt es keine Rolle, ob sie 5 oder 500 Kilometer weit weg wohnen. Und wenn das mit unseren Festangestellten klappt, warum dann nicht mit Freelancern …?

Enjoy the silence

Es wäre schön, wenn diese Erkenntnis so langsam bei allen durchsickert – und zwar dauerhaft. Natürlich lassen sich nicht alle Tätigkeiten ins Home-Office auslagern. Sobald bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein müssen, die man zuhause nicht hat, geht es leider nicht. Aber wir Texter brauchen einfach nur einen Rechner, einen Internet-Anschluss – und vor allem unsere geheiligte Ruhe! Dann wird alles gut. Auch auf der anderen Seite des Erdballs.

Print is not dead!

20. Juli 2020

Quod non erat demonstrandum.

Nun wollte ich doch anhand meiner Auftragsentwicklung der letzten Jahre belegen, dass Print immer mehr von Digital verdrängt wird. Mühevoll habe ich alle Rechnungen von 2011 mit denen von 2019 verglichen. Rausgeschrieben, addiert und mich maßlos geärgert, dass ich jedes Mal überlegen muss, wie dieser blöde Dreisatz geht. Das beeindruckende Ergebnis: 2011 war das Verhältnis Print: Digital = 2:3. 2019 war es taterata-tusch dschingerassa-bumm: 3:2!

Was nicht zu beweisen war. Dennoch freue ich alte Textschabracke mich, dass Print nur gefühlt immer weniger wird!

Wer nicht sehen kann, muss hören!

26. Mai 2020
Screenshot der Website für das Sehbehinderten- und Blindenzentrum Südbayern (SBZ)

Vor kurzem habe ich ein sehr schönes Projekt abgeschlossen: die Website für das Sehbehinderten- und Blindenzentrum Südbayern (SBZ). Besonders spannend war es, vom ersten Workshop bis zum Livegang durchgehend dabei zu sein. Sich Gedanken dazu zu machen, wie eine Website konzipiert und gestaltet sein muss, die die unterschiedlichsten Zielgruppen ansprechen soll: Sehbeeinträchtigte ebenso wie Sehende, Kinder/Jugendliche ebenso wie deren Eltern, Schüler ebenso wie Lehrer und Erzieher, Interne ebenso wie Externe, Privatpersonen ebenso wie öffentliche Einrichtungen. Herausgekommen ist eine Seite, die ebenso bunt und abwechslungsreich ist wie diese Mischung – mit Videos und Audios, Teasern und Testimonials. Nicht nur responsive, sondern auch barrierefrei: www.sbz.de