Konzeption & Text. Sandra Cremer



Mach’s gut, Meine kreative Welt!

1. Juni 2023

9 Jahre lang habe ich für dich geschrieben. Ich habe mit dir gestrickt, gehäkelt, genäht, gebastelt, gebacken, gekocht, gezeichnet, gewerkelt etc. Auch wenn du manchmal anstrengend warst – wir hatten eine tolle Zeit miteinander! Aber jetzt wirst du eingestellt. Das macht mich schon ein bisschen traurig. Normalerweise wäre ich gerade dabei, deine ersten Artikel zu verfassen. Zum Glück bin ich sehr eingespannt mit meinen anderen Jobs und mit meinem Umzug. So kann ich mich damit trösten, dass es mir das Genick gebrochen hätte, wenn ich mich auch noch um dich hätte kümmern müssen. Irgendwann muss man immer Abschied nehmen. Und dann lieber im Guten, als dass man wartet, bis man sich furchtbar auf die Nerven geht! Ich werde dich vermissen! Deiner Grafikerin Petra Schmidt und Jürgen Ernst vom frechverlag geht es nicht anders. Aber ich bin mir sicher, dass du in den Kundenmagazin-Himmel gekommen bist! Du hast es verdient!

Deine Texterin Sandra

Bye-bye, Bayern – Bussi, Bärlin

26. April 2023

Hier und da habe ich es schon durchsickern lassen: Am 9. Juni breche ich meine bayerischen Zelte ab und ziehe nach Berlin. Keine Sorge: Ich vermeintliches Landei werde in der großen Stadt nicht überfordert oder verloren sein. Dass ich als gebürtige Münchnerin überhaupt auf dem Dorfe gelandet bin, ist allein dem Zufall geschuldet. Berlin ist für mich außerdem kein unbekanntes Pflaster, sondern meine zweite Heimat, seit ich Bussi-Bär lesen kann (Google hat mir eben verraten, dass es dieses Heftchen tatsächlich noch gibt).

BVG schlägt MVV

Was ich neben meinem Sohn, meinen Freunden und Bekannten (und dem TSV 1860) noch vermissen werde, ist der Blick auf die Berge. Zum Skifahren oder Wandern muss ich dort nicht hin. Aber zum Anschauen sind sie wirklich wunderschön – und jeden Tag anders! Was ich nicht vermissen werde, ist, für jede noch so kleine Besorgung ins Auto steigen zu müssen – und der Gnade des MVV bzw. der BRB ausgeliefert zu sein. Ein Berliner würde mir wahrscheinlich widersprechen, aber für mein subjektives Empfinden ist die BVG deutlich zuverlässiger. Außerdem kann man nicht nachts irgendwo stranden und nur per horrend teurem Taxi nachhause kommen.

Falafel ohne Ende

Der Verlust der bayerischen Küche ist für mich als Vegetarier leicht zu verkraften. Zumal es in Berlin auch diese gibt, ebenso wie die verschiedensten nach dem Reinheitsgebot gebrauten Biere. Augustiner und Tegernseer sind im Späti längst Standard und selbst weniger bekannte bayerische Landbiere sind dort zu finden. Ich muss mich also nicht mit den (zugegebenermaßen meist greisligen) Berliner Bieren trösten. Und um auf das kulinarische Angebot zurückzukommen: Für die schier unendliche Falafel-Vielfalt lasse ich gerne jeden Semmelknödel mit Schwammerln stehen. Sollte es mich doch einmal nach etwas anderem gelüsten, habe ich fußläufig zig Lokale verschiedenster Nationalitäten. Verhungern werde ich garantiert nicht.

Alles wie gehabt

Da meine Kunden mich nur äußerst selten „in echt“ sehen, müssen sie mich auch nicht vermissen. Kontaktart und -frequenz bleiben gleich. Für die meisten wird es gar keinen Unterschied machen, weil ich sie noch nie getroffen habe. Home-Office ist inzwischen ohnehin im Mainstream angekommen. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen ich das Zuhause-Arbeiten lieber verschwiegen habe, um nicht unprofessionell zu wirken. Dabei hatte ich nur ganz am Anfang meiner Selbständigkeit zusammen mit einer Freundin ein externes Büro (also vor langer langer Zeit). Aber immerhin tippe ich nicht am Küchentisch, sondern in einem extra dafür vorgesehenen Raum. Und das bleibt auch so.

Aber liebe Leser, ihr dürft mir trotzdem gutes Ankommen und viel Glück wünschen. Das kann man immer brauchen!

 

Ohne AI kein KIDO

10. Februar 2023

Ich habe ChatGPT nach einem guten Thema für einen Blog-Artikel gefragt. Nach einer Reihe sehr allgemeiner Vorschläge kam folgende Empfehlung: „the best topic […] depends on your interests and expertise“. Eine sehr weise Antwort. Ohne AI wäre ich da nie drauf gekommen! Um die Idee nicht nur zu kopieren, füge ich der AI noch ein KIDO hinzu.

Wie es der Zufall (oder der Mann) will

Zum Aikido bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Mein Mann hatte sich darüber informiert und sich zum Probetraining angemeldet. Irgendwann wurde mir klar: Ach, du Scheiße, der will ja, dass ich da mitkomme! Sehr widerwillig erklärte ich mich dazu bereit. Meine Berührungspunkte mit Kampfsport bzw. -kunst beschränkten sich zu diesem Zeitpunkt auf eine kurze Judo-Episode im frühen Kindesalter. Verbunden mit einer unangenehmen Erinnerung, eher einer dunklen Ahnung. Denn ich weiß gar nicht mehr, was damals vorgefallen ist, bzw. warum mir der Gedanke daran so ein Unbehagen bereitet.

Entschuldigung, mein Hirn ist voll

Wie dem auch sei, ich biss die Zähne zusammen und ging mit meinem Mann hin. Schon beim Seiza (Kniesitz) merkte ich, dass mein vom Joggen lädiertes Knie Zicken machte. Ich dachte gleich, dass das wohl nichts für mich ist. Aber dann ging es an die Techniken und ich war angefixt. Doch nach ca. einer Stunde Training musste ich aufhören. Nicht wegen meines Knies oder wegen mangelnder Fitness. Mein Hirn war voll!

Zärtlich oder zupackend

Dieses erste Training ist nun schon fast 7 Jahre her und ich bin immer noch mit großer Begeisterung dabei. Was mir am Aikido so gut gefällt? Zunächst einmal, dass es keinen Wettkampf gibt. Keine Sieger und keine Verlierer. Es sind nur zwei Menschen, die zusammen trainieren. Derjenige, der angreift, liegt nachher auf der Matte. Dann werden die Rollen getauscht. Weil die Partner wechseln, ist das Training nie gleich. Man stellt sich jedes Mal neu auf den anderen Menschen ein. Der eine mag es lieber sanfter, der andere lieber etwas härter. Beides hat seinen Reiz.

Mit oder ohne

Anfänger und Fortgeschrittene trainieren gemeinsam. Denn sie können beide voneinander lernen. Optisch unterscheiden kann man sie (zumindest bei uns) nur daran, ob sie einen Hakama (eine Art schwarzer Hosenrock) über dem weißen Anzug tragen oder nicht. Diesen darf man erst anziehen, wenn man ein gewisses Level erreicht hat – den ersten Kyu. Ich persönlich darf noch nicht, weil ich erst den zweiten habe. Zur Erklärung: Während bei den Kyus die Ordnungszahl absteigt, steigt sie bei den Danen wieder auf. Da wir in unserem Dojo keine verschiedenen Gürtelfarben haben (bzw. nur weiß und schwarz), sehen die Aikidokas bis zum ersten Kyu alle gleich aus. Wer noch keinen Hakama hat, genießt „Welpenschutz“. Hat man einen, darf der Partner auch etwas fester zupacken.

Nur keine Panik!

Aber wie wird man ein „Kampfhund“, wenn es keine Wettkämpfe gibt? Dafür gibt es die sogenannten Graduierungen. Auch wenn wir selbst oft von Prüfungen sprechen, so sind es doch keine. Der Trainer meldet einen erst an, wenn er überzeugt ist, dass man es schafft. So groß also das Herzklopfen an diesen besonderen Tagen auch sein mag: Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn man nicht seinen Stempel in den Pass bekommt. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die sind so selten, dass man sie vernachlässigen kann.

Zu alt gibt’s nicht

Gut gefällt mir auch, dass die Truppe bunt gemischt ist. Männlein trainiert mit Weiblein, Groß mit Klein, Alt mit Jung. Und mit alt meine ich nicht 35+, so wie in manchen anderen Sportarten. Aikido kann man praktisch sein ganzes Leben lang betreiben. Obwohl es sowohl körperlich als auch mental anspruchsvoll ist.

Ab auf die Matte!

Ich freue mich also auf viele weitere Jahre Aikido. Wenn ich dranbleibe, werde ich wohl irgendwann ein Hakama-Träger sein. Wovor mir allerdings ein bisschen graut. Denn das Zusammenlegen dieser Beinkleider ist kompliziert und zeitaufwendig. Da hüpfe ich doch gerne noch ein bisschen in meinem Anzug durch das Dojo. Ich muss mir ja auch gut überlegen, ob ich schon bereit dafür bin, dass mich jemand mit Schmackes auf die Matte pfeffert.

PS: Das Ai von AIKIDO bedeutet übrigens Harmonie, das Ki Lebensenergie und das Do Lebensweg.

PPS: Kleiner Insider-Joke für Aikidokas: Meine beiden Katzen heißen Shomen und Uchi.

Sandras kleine Texterschule Teil 14

26. Januar 2023

 

Wer nicht fragt, schreibt dumm.

Niemand steht gerne als Depp da. Deshalb vermeiden wir es nach Möglichkeit, etwas zu fragen, was wir wissen sollten (oder glauben, wissen zu müssen). Im Privatleben ist uns das peinlich. Im Beruf erst recht. Doch diese „Fragescheu“ sollten wir ablegen. Zumindest, wenn es um Textaufträge geht. Nicht selten ist das Briefing des Kunden etwas dürftig. Handelt es sich um einen neuen Kunden oder Ansprechpartner, kommen wir in die Bredouille: Was wird von mir erwartet? Oute ich mich als inkompetent, wenn ich nachhake?

Nicht ins Blaue texten

Meine Empfehlung: Auf jeden Fall nachfragen! Die Gefahr, textlich in die falsche Richtung zu galoppieren ist viel größer, als sich zu blamieren. Ist die Antwort unverständlich oder unzureichend, seid ruhig „penetrant“. Bittet um weitere Erklärungen und Informationen. Ein guter Kunde reagiert positiv, wenn ihr nicht einfach ins Blaue texten wollt. Er freut sich, wenn ihr ihn auf fehlende Informationen hinweist und liefert diese nach. Oder er entschuldigt sich dafür, dass er selbst nicht mehr Material hat und bittet euch, trotzdem loszulegen. Dann ist die Situation geklärt und niemand kann euch einen Vorwurf machen, wenn euer Text lückenhaft oder nicht korrekt ist.

Keine Träne nachweinen

Es kann aber passieren, dass jemand auf Nachfragen unwirsch reagiert. Das braucht euch nicht zu jucken. Denn das bedeutet nur, dass sich derjenige ertappt fühlt. Weil er genau weiß, dass das Briefing schlecht ist. Oder noch schlimmer: Er hat keine Ahnung, wovon er redet. Lasst ihr nicht locker, muss er das zugeben und selbst bei jemandem nachfragen. Damit zeigt er sich gleich zweimal inkompetent: euch gegenüber und gegenüber seinem Kollegen oder Vorgesetzten. Das sind dann die Leute, die besonders aggressiv oder zickig reagieren. Solche unangenehmen Kunden habt ihr nicht lange. Aber ihr könnt auch gut auf sie verzichten!

Nur wer nicht fragt, ist der Dumme.

Foto von Jon Tyson auf Unsplash

 

 

 

 

Bitte legen Sie nicht auf!

10. Januar 2023

Foto von Kurt Liebhaeuser auf Unsplash

Schon vor Jahrzehnten hat man sie verflucht und heute ist sie noch unbeliebter: die Warteschleife. Waren die Methoden in den Anfängen eher plump, so werden sie immer perfider. Mit einer Fülle von Pseudo-Informationen wird die Ausdauer des Anrufers auf die Probe gestellt. Zum Beispiel mit der penetrant wiederholten Ansage, dass man auch auf der Website nach Antworten suchen bzw. sich mit dem Chatbot unterhalten könne (Haha, der war gut!) oder „Wussten Sie schon, dass …“ (Nein, interessiert mich auch nicht!) oder ähnliches Blafasel. So lässt sich schon locker eine Minute füllen, bevor man überhaupt weiß, an welcher Position man sich befindet bzw. wie lange es noch dauert, bis man dran kommt.

Riskantes Spiel

Bei der Auskunft „Ihre Wartezeit beträgt voraussichtlich über zehn Minuten“ geben die meisten bereits auf. Man kann aber auch pokern. Es könnte sich ja um eine weitere Hürde handeln, mit der weniger motivierte Anrufer ausgesiebt werden sollen. Aber der Einsatz ist dann doch zu hoch. Schließlich besteht die realistische Gefahr, dass man nach einer halben Stunde mit einem fröhlichen „Versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal“ aus der Leitung geworfen wird.

Qualen mit Zahlen

Eine alte und bewährte Hinhaltetaktik ist es, den Anrufer zur Interaktion zu nötigen. Zum Beispiel: Wenn Sie Anliegen X haben, dann drücken Sie die Ziffer Y (bevorzugt mit vielen Untermenüs). Problem ist nur, dass sich die individuelle Anfrage oft nicht den genannten Kategorien zuordnen lässt. Damit hat man schon verloren, weil man sich nun per Trial and Error in mehreren Anrufen zum richtigen Ansprechpartner vortelefonieren muss. Gemein ist auch, wenn die Angabe einer Auftrags-, Bestell-, Kunden- oder sonstigen Nummer gewünscht wird (die natürlich aus mindestens 10 Ziffern besteht).

Bitte sprechen Sie jetzt

Allerdings hat man beim Tippen wenigstens gute Erfolgschancen. Bei der Spracheingabe ist die Fehlerquote nämlich um einiges höher. Jeder dürfte schon einmal verzweifelt „JAAA!“ oder „NEIIIIN!“ gebrüllt haben, wenn er zum x-ten Mal wegen „Leider habe ich Sie nicht verstanden“ in der Leitung festhängt. Wird man aber darum gebeten, ein Stichwort zu nennen, sollte man sein Vorhaben lieber direkt ad acta legen …

Spiel mir das Lied vom Tod

Der reinste Psychoterror hingegen ist die zermürbende Warteschleifenmusik. Die langsam aussterbende Old-School-Version ist elektronisches Klingelton-Gedudel (sehr beliebt: Für Elise). Manchmal wird man auch mit einer Melodie empfangen, die so deprimierend ist, dass man sich am liebsten sofort aus dem Fenster stürzen möchte. Dann gibt es die Variante „peppig“ mit einem etwas angestaubten Hit oder einem eigens für das Unternehmen komponierten Song. Hat man gezwungenermaßen öfters Kontakt, summt man (sehr zum eigenen Entsetzen) in der telefonfreien Zeit das Liedchen vor sich hin. Was aber ganz sicher nicht dabei ist, ist eine Version, bei der man sich denkt: Hey, das gefällt mir! Könnte ich mir stundenlang anhören!

Nerven wie Drahtseile

Hat man den richtigen Ansprechpartner schließlich erreicht und wurde das Anliegen vielleicht nicht gelöst, aber doch wenigstens ausführlich besprochen, geht es noch weiter. Schließlich reicht es nicht, dass man „aus Gründen der Servicequalität“ zuvor einer Aufzeichnung des Gesprächs zugestimmt hat (≙ 1 oder JAAAA!). Man wird außerdem gebeten, die vorangegangene Konversation zu bewerten. Wer dazu noch in der Leitung bleibt, hat wirklich Nerven wie Drahtseile.

 

Hej, du!

27. September 2022

Früher gab’s das nur bei Ikea. Inzwischen (leider) immer öfter: Ich werde als Kunde geduzt. Muss das sein? Prinzipiell bin ich ein Freund des Dus. Gerne biete ich es an oder nehme es an, wenn ein direkter Kontakt zur jeweiligen Person besteht und mir diese sympathisch ist – sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext. Von einem Unternehmen erwarte ich mir aber respektvolle Distanz.

Wert und Wertschätzung

Wenn ich ein Produkt kaufe oder eine Dienstleistung in Anspruch nehme, investiere ich Geld und schenke Vertrauen. Ich möchte, dass dies auch honoriert wird: mit einem wertschätzenden Umgang. Wenn ich als Kunde ungefragt geduzt werde, erzeugt das eine Pseudo-Nähe, die ich als übergriffig empfinde. Dieses Gefühl beeinflusst mein Bild des Unternehmens: Es bekommt einen billigen Touch und ich fühle mich nicht ernst genommen.

Okay und No-Go

Um noch einmal mein Beispiel aufzugreifen: Bei Ikea ist das nicht so schlimm (wenn auch nervig, vor allem am Telefon), weil es zum Image passt. Bei einem Finanzdienstleister ist es unangemessen. Ebenso bei einem Unternehmen, das ein hochpreisiges Angebot hat. Der Versuch, sich mit einem Du einen jüngeren Anstrich zu geben, ist meist krampfhaft und manchmal sogar zum Fremdschämen. So hat unter anderem XING wegen des Wechsels von Sie auf Du Minuspunkte kassiert – zumindest von mir.

Wenn schon, denn schon

Entscheidet sich ein Unternehmen dennoch für ein Du, sollte es diese Kundenansprache durchgängig verwenden. Mischt es Du und Sie, ist das Corporate Wording widersprüchlich und somit auch die Corporate Identity. Selbst eine unterschiedliche Ansprache nach Alter sehe ich kritisch. Gibt es Kunden erster und zweiter Klasse? Wie alt muss man sein, um sich ein Sie zu verdienen? Was tun, wenn die Zielgruppe sich in einer Übergangsphase vom Jugendlichen zum jungen Erwachsenen befindet? Ebenso fraglich ist die Unterscheidung nach Medium: Wenn ich Kunden in der Kommunikation grundsätzlich sieze, sollte ich sie in den sozialen Medien nicht auf einmal duzen. Das wirkt befremdlich.

Old School oder New Trash?

Vielleicht gehöre ich mit meiner ablehnenden Haltung zu einer aussterbenden Spezies. Der Trend, sich immer mehr dem angelsächsischen Sprachraum anzupassen, ist unaufhaltsam. Aber auch im Englischen wird in der Ansprache unterschieden. Es gibt zwar kein Sie, doch die respektvolle Distanz wird durch höfliche Ausdrucksformen geschaffen. Das müssen wir Deutschen vielleicht erst noch lernen. Ich für meinen Teil hoffe, dass das Sie nicht komplett verschwindet.

Gebt zu, dass ihr uns braucht!

14. September 2022

Das Tolle am Texterdasein ist, dass wir oft unserer Zeit voraus sind: Wir beschreiben Produkte, die es noch nicht zu kaufen gibt. Wir bewerben Dienstleistungen, die erst Monate später angeboten werden. Wir wissen von Events, die erst in ferner Zukunft stattfinden. Wir kreieren Claims und verfassen Image-Texte für Unternehmen, die erst im Entstehen sind, oder taufen sie sogar. Kurz: Wir sind die Hüter unzähliger Geheimnisse – kleiner wie großer. Eine ebenso spannende wie verantwortungsvolle Aufgabe.

Es muss nicht jeder alles können

Manchmal arbeiten wir sogar im Geheimen, wenn alles schon längst bekannt ist. Das ist zwar immer noch verantwortungsvoll, aber etwas befremdlich. Es scheint fast so, als ob manche Unternehmen sich schämen, dass sie ihre Texte nicht selber schreiben. Aber liebe Leute, das ist doch nicht peinlich! Es ist vernünftig, wenn man jemand anderen beauftragt, der diesen Job besser machen kann. Baut ihr eure Autos etwa selbst zusammen? Vermutlich nicht. Weil es sehr lange dauern würde und das Ergebnis unbefriedigend wäre (Parallelen dürfen gerne gezogen werden …).

Verkauft, aber nicht verraten

Manchmal sind es die Agenturen, die sich nicht in die Karten schauen lassen wollen. Auch euch will ich sagen: Es ist keine Schande, Freelancer zu beauftragen. Im Gegenteil: Es zeigt, dass ihr versteht zu haushalten. Ihr habt mehr Aufträge, als eure Festangestellten stemmen können, aber nicht genug, als dass sich die Einstellung eines weiteren Texters (Grafikers, Beraters, etc.) lohnen würde. Ihr saugt also weder eure Mitarbeiter bis auf den letzten Tropfen aus, noch bezahlt ihr sie fürs Däumchendrehen. Alles richtig gemacht!

So haben alle etwas davon

Die Einsparung bei den Fixkosten gebt ihr an eure Kunden weiter. Alle wissen, woran sie sind, und fühlen sich wohl dabei – und wir Freelancer müssen unsere schönen Referenzen nicht mehr in der Schublade verstecken!

 

Es gibt gute Neuigkeiten!

19. August 2022

 

Es hat viele Stunden Recherche erfordert, aber hier sind sie: Gute Nachrichten von A-Z (garantiert fake-frei). Die Begriffe verlinken zu den jeweiligen Artikeln / Podcasts. Viel Spaß beim Lesen!

A – Andrew Tate wurde ausgeknockt.

B – Bezugsfertig: Erstes Haus mit 3D-Betondrucker gebaut.

C – City of Hope: HIV-Patient nach Stammzellentransplantation geheilt.

D – Dieseltankerflotte steuert nach Europa.

E – E-Auto saugt CO2 ein.

F – Freundschaft hält geistig aktiv.

G – Great Barrier Reef erholt sich.

H – Handy-Blitzer gegen Autounfälle.

I – Impfstoff-Kandidat für Tuberkulose bei Säuglingen.

J – James Webb Weltraumteleskop macht größte astronomische Aufnahme.

K – Kakapo-Papageien haben Geburten-Boom.

L – Landarzt-Projekt „Localhero“ gestartet.

M – Masernimpfpflicht von Bundesverfassungsgericht bestätigt.

N – Netflix und Verdi vereinbaren Mindestgagen.

O – Organspende: Blutgruppe menschlicher Niere geändert.

P – patchCROP: Landschaftslabor für mehr Vielfalt in der Landwirtschaft

Q – Quantencomputer: Quantenvorteil bei immer komplexeren Aufgaben.

R – Recht auf saubere Umwelt ist Menschenrecht.

S – Spritsparen mit Google Maps.

T – Trinkwasserbrunnen an öffentlichen Orten sollen mehr werden.

U – Ukraine: Fintech-Sektor wächst trotz Krieg.

V – Vier-Tage-Woche-Test ist vielversprechend.

W – Wellen als natürliche Antriebsart.

X – X-ray und CT kombiniert erkennen Lungenkrebs.

Y – Yttrium und Stickstoff reagieren unter Hochdruck zu neuartigen Strukturen.

Z – Zero Trust gegen Security-Debakel.

 

 

Auch Schlechtes hat sein Gutes!

1. Juli 2022

Eine negative Erfahrung kann auch 22 Jahre später noch positive Auswirkungen haben. Denn so lange ist es her, dass ich in einer bestimmten Agentur als CD Text gearbeitet habe. Ihr braucht nicht in meiner Vita nachzusehen – sie taucht dort nicht auf. Ich habe noch in der Probezeit gekündigt, weil die Arbeitsbedingungen unerträglich waren. Was aber alleine am Inhaber lag und nicht an meinen Kollegen. Womit wir zu den positiven Auswirkungen kommen: Ich arbeite heute noch mit mehreren von ihnen zusammen – und zwar mit großer Freude! Leider darf ich hier keine Namen nennen, weil sich sonst Rückschlüsse auf die Agentur ziehen lassen. Aber ihr Lieben wisst schon, dass ihr gemeint seid, oder? Außerdem hat mir dieser Fehltritt den letzten Schubs gegeben, um mich selbständig zu machen. Und das war definitiv eine gute Entscheidung!

 

Muss das sein?

1. Juni 2022

 

Jeden Tag werde ich in den Nachrichten mit Horrorszenarien beballert. Alles geht angeblich so dermaßen den Bach runter, dass man sich wundert, dass man in der Früh noch aufwacht. Ja, es passieren aktuell viele schreckliche Dinge, die einem Angst machen können. Über diese darf und muss man sogar berichten. Was aber nicht sein muss, ist ständig den Teufel in den schrillsten Farben an die Wand zu malen. Will der Großteil der Menschen so etwas lesen? Möchten sie alle Worst-Case-Szenarien durchspielen, damit sie nachher sagen können: Puh, soooo schrecklich war es ja doch nicht?

Mut zu gesundem Optimismus

Ich für meinen Teil habe das gründlich satt. Die Artikel, die ganz offensichtlich nur der Panikmache dienen, klicke ich gar nicht erst an und blende die Überschriften mental aus (Die Erfahrung zeigt, dass die reißerischen Teaser meist das Schlimmste am Artikel sind). Wenn etwas passiert, dann passiert es, auch ohne dass ich mir vorher (vielleicht völlig unnötig) einen Kopf darüber gemacht habe. In meinen Augen ist das gesunder Optimismus.

Einmal am Tag reicht völlig

Je weniger Nachrichten ich lese, desto besser geht es mir. Dies schreibe ich, nachdem ich mich doch dazu habe hinreißen lassen und jetzt einen Knoten im Magen habe. Vor Wut. Also, liebe Leute: Ihr müsst euch nicht stündlich über das aktuelle Geschehen informieren. Einmal am Tag reicht, um sich einen Überblick zu verschaffen. Maus (oder Finger) weg von Artikeln, denen man schon auf den ersten Blick ansieht, dass sie Panik-Clickbait sind. Wenn die Welt untergeht, dann merkt ihr das schon rechtzeitig und bis dahin genießt euer Leben!