Konzeption & Text. Sandra Cremer



Danke, Herr Bardens!

11. Mai 2020
Fensterladen mit der Aufschrift "Thank You"

Ich habe schon öfters erklärt, warum ich Texter geworden bin. Weil ich Sprache liebe und gerne mit Worten spiele etc. Aber ich hätte ja genau so gut Autor werden können. Meines Erachtens sind viele Texter verhinderte Schriftsteller. Und manche werden es dann doch noch – so wie zum Beispiel Martin Suter oder Frédéric Beigbeder. Dazwischen gibt es noch die Stufe Literaturübersetzung. Da kann man an der Schaffenskraft des Autors teilhaben, indem man sie in eine andere Sprache überträgt. Was nicht einfach ist. Einem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass manche Bücher fürchterlich schlecht übersetzt sind.

Wer meine Vita kennt, weiß, dass ich Staatlich geprüfte Übersetzerin bin. Ich hatte einst den Traum, große Literatur zu übersetzen. Doch davon wurde mir aus finanziellen Gründen abgeraten – kurioserweise von der Sprachenschule selbst (SDI München). Also überlegte ich mir nach meinem Abschluss, was mich vor meinem Studium noch so interessiert hatte. Da kam mir die Werbung in den Sinn. Tatsächlich hatte ich einmal eine Ausbildung zur Werbekauffrau in Betracht gezogen. Doch auch davon war mir abgeraten worden – damals von der Berufsberatung im Arbeitsamt (die Dame hatte offensichtlich ihren Beruf verfehlt).

Aber zurück zum Thema Texten: Ich hatte also die Werbung wiederentdeckt und entschied ich mich für ein Studium zum Kommunikationswirt an der Bayerischen Akademie der Werbung (BAW). Dort wurde ich im Schnellverfahren durch die verschiedensten Bereiche gepeitscht. Ein paar Vorlesungen, dann eine Klausur, dann schnell zum nächsten Themenblock. Eigentlich nicht das, was man sich unter einem Studium vorstellt. Ein Gutes hatte es aber doch: die Seminare von Jürgen Bardens. Denn da wusste ich endlich, dass ich Texter werden will. Darum an dieser Stelle herzlichen Dank! Auch dafür, dass Sie mich mit den ersten Adressen für meine Bewerbungen versorgt haben. Denn in den Zeiten vor dem Internet (ja, die gab es wirklich!) waren solche Informationen nicht so einfach verfügbar. Und persönliche Empfehlungen waren noch viel wertvoller als heute.

Trotz dieser Starthilfe war mein Weg zur Texterin ziemlich steinig. Es gab damals noch keine Texterschulen. Ich musste mich also von Praktikum zu Praktikum hangeln, um die nötigen Erfahrungen zu sammeln. Außerdem musste ich noch einen Umweg über eine Software-Firma nehmen. Dort konnte ich zwar auch schreiben (Dokumentationen und Mailings), aber so eine „richtige“ Texter-Stelle war es nicht. Als ich schon kurz davor war, komplett umzusatteln, kam der erlösende Anruf. Eine Agentur wollte mich als Texterin haben. Juhu!

Auf diese Festanstellung folgte dann schon meine Selbständigkeit. Seit 20 Jahren arbeite ich nun als freie Texterin. Vor kurzem kam mir Jürgen Bardens wieder in den Sinn. Er müsste inzwischen ein ernsthafter älterer Herr sein. Denn damals an der BAW war er schon kein Jungspund mehr. Ich habe ihn gegoogelt und bin direkt fündig geworden. Ob er noch aktiv ist, weiß ich nicht. Sein letzter Blog-Eintrag ist von 2012. Aber wenn es nach der Aktualität der Blogs ginge, dann wären schon so einige Personen oder Unternehmen von der Bildfläche verschwunden.

Uffz und jetzt habe ich auch endlich wieder was Neues in meinem Blog stehen, so dass sich die Leute nicht irgendwann fragen, ob ich überhaupt noch im Business bin … 😉

„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“

15. April 2020

Foto der Gedenktafel am Geburtshaus von Karl ValentinDieses wunderbar-wahre Zitat von Karl Valentin trifft gerade mehr zu denn je. Darum werde ich das allgegenwärtige C-Thema nicht auch noch kommentieren.

Wie gut, dass wir bereits das Jahr 2020 schreiben. Denn bis 2018 hätte ich aus Urheberschutzgründen für die Verwendung des obigen Zitats noch Ärger bekommen können. Aber vielleicht hätte der Karl seiner Enkelin auch gesagt, dass sie bei mir eine Ausnahme machen soll.

Schließlich waren wir sieben Jahre lang Nachbarn. So mehr oder weniger. Denn sein Geburtshaus ist bekanntlich in der Zeppelinstr. 41 in der Münchner Au und ich hatte meine Wohnung (weitgehend unbekanntlich) in der Nr. 37. Als ich dort hingezogen bin, war das Valentinhaus in einem desolaten Zustand. Die Stadt München hatte es zwar 1987 aufgekauft, ließ es aber aus Kostengründen nicht sanieren.

Da der Karl sich dort verständlicherweise nicht mehr wohl gefühlt hat, ist er zu uns in die Nr. 37 gekommen. Wo, wenn ich mich recht erinnere, auch einer seiner Freunde früher gewohnt hat. Nein, gesehen haben wir ihn nicht. Aber gehört. Gerumpelt hat er und gepumpelt, seinen Unmut darüber gezeigt, dass man sein Haus einfach verrotten lässt.

Jetzt wird der ein oder andere vielleicht einwenden, dass das ja jeder x-beliebige andere Poltergeist hätte sein können. Aber da muss ich dagegenhalten: Es ist ganz sicher, dass es der Karl gewesen ist. Denn wie sein Haus dann aufgekauft und saniert war, da ist er wieder ausgezogen bei uns. Ein bisschen schade fanden wir das ja schon. Aber wir konnten ihn verstehen. Weil sie ist richtig hübsch geworden, die Nr. 41.

PS: Besten Dank an Flo Sorg, der dieses Bild zur freien Verfügung gestellt hat. Wahrscheinlich hätte ich auch noch irgendwo eines gehabt. Aber gefunden hätte ich es sicher nicht auf die Schnelle.

Sandras kleine Texterschule Teil 8

24. Januar 2020

Handgeschriebene Liste mit durchgestrichenen Füllwörtern– Was steht auf deiner Shitlist? –

Jeder hat seine Füll- und Wiederholungswörter. Vor allem bei Texten, die vom Stil her eher locker sind. Bei mir sind das zum Beispiel „aber“, „auch“ oder „nicht“. Um diese zu vermeiden, habe ich mir eine Shitlist angelegt. Auf dieser sind all die bösen Worte, die ich so gerne verwende. Versucht doch mal eure üblichen Verdächtigen herauszufinden. Und dann geht mit der Suchfunktion über einen längeren Text von euch. Das Ergebnis kann ziemlich ernüchternd sein. Vor allem, wenn man einen seiner weniger konzentrierten Tage hat. Ist aber (oops!) nicht (Verzeihung!) so schlimm: Oft kann man umformulieren oder sie problemlos durch Synonyme ersetzen. Im Idealfall kann man die Wörter einfach löschen, ohne dass etwas fehlt. Manchmal muss man ein bisschen mehr Zeit aufwenden. Aber (zefix!) für den Text ist das eine super Qualitätskontrolle! Irgendwann hat man seine persönliche Shitlist im Kopf und arbeitet sie beim Korrigieren automatisch ab.