Konzeption & Text. Sandra Cremer



Muss das sein?

1. Juni 2022

 

Jeden Tag werde ich in den Nachrichten mit Horrorszenarien beballert. Alles geht angeblich so dermaßen den Bach runter, dass man sich wundert, dass man in der Früh noch aufwacht. Ja, es passieren aktuell viele schreckliche Dinge, die einem Angst machen können. Über diese darf und muss man sogar berichten. Was aber nicht sein muss, ist ständig den Teufel in den schrillsten Farben an die Wand zu malen. Will der Großteil der Menschen so etwas lesen? Möchten sie alle Worst-Case-Szenarien durchspielen, damit sie nachher sagen können: Puh, soooo schrecklich war es ja doch nicht?

Mut zu gesundem Optimismus

Ich für meinen Teil habe das gründlich satt. Die Artikel, die ganz offensichtlich nur der Panikmache dienen, klicke ich gar nicht erst an und blende die Überschriften mental aus (Die Erfahrung zeigt, dass die reißerischen Teaser meist das Schlimmste am Artikel sind). Wenn etwas passiert, dann passiert es, auch ohne dass ich mir vorher (vielleicht völlig unnötig) einen Kopf darüber gemacht habe. In meinen Augen ist das gesunder Optimismus.

Einmal am Tag reicht völlig

Je weniger Nachrichten ich lese, desto besser geht es mir. Dies schreibe ich, nachdem ich mich doch dazu habe hinreißen lassen und jetzt einen Knoten im Magen habe. Vor Wut. Also, liebe Leute: Ihr müsst euch nicht stündlich über das aktuelle Geschehen informieren. Einmal am Tag reicht, um sich einen Überblick zu verschaffen. Maus (oder Finger) weg von Artikeln, denen man schon auf den ersten Blick ansieht, dass sie Panik-Clickbait sind. Wenn die Welt untergeht, dann merkt ihr das schon rechtzeitig und bis dahin genießt euer Leben!

Wenn Fische auf Reisen gehen

8. Februar 2022

Oder: Warum Wiedersehen nicht immer Freude macht. Ich habe vor einigen Jahren eine schöne alte Rollkarte mit essbaren Seefischen gekauft. Für satte 200 Euro. Allerdings waren die Ausmaße der Karte so gigantisch, dass ich sie nirgends aufhängen konnte, ohne den ganzen Raum damit zu erschlagen. Also blieb sie sehr zu meinem Leidwesen zusammengerollt und staubte vor sich hin. Irgendwann gestand ich mir endlich ein, dass ich wohl nie einen Platz dafür finden würde. Zum Wegwerfen war sie aber viel zu schade und natürlich auch zu teuer. Was also tun? Natürlich auf eBay stellen!

Versand exorbitant

Bei dem Versuch, meine Karte richtig zuzuordnen, tauchten schon die ersten Schwierigkeiten auf. Keine Rubrik wollte so recht passen. Da war mir bereits klar, dass ich keinen Reibach damit machen würde. Als ich dann die Versandkosten berechnete, musste ich schlucken. Aufgrund der Übergröße konnte ich die Karte nur als Sperrgut verschicken. Darum betrugen die Versandkosten knapp 40 Euro. Kein attraktives Verkaufsargument. Außerdem hatte ich dummerweise bei meinem Angebot die Versandkosten zu niedrig angesetzt.

Der gute Mann aus Moers

Es fand sich aber doch ein Mensch, der sich für die Karte interessierte und sie für sensationelle 1 Euro erstand. Mein einziger Trost: Der gute Mann aus Moers wusste zu schätzen, dass er ein Superschnäppchen gemacht hatte (trotz Versandkosten) und freute sich mächtig darauf. Also nichts wie eingepackt und zur Post. Ziemlich viel Aufwand, um ein Verlustgeschäft zu machen. Aber ich war froh, dass ich einen dankbaren Abnehmer gefunden hatte. Dieser allerdings meldete sich nach einigen Tagen, um zu fragen, wann ich denn die Karte losgeschickt hätte, da sie noch nicht angekommen sei. Wir machten beide den Check: Laut Sendungsverfolgung hing die Rolle seit ein paar Tagen in Dorsten fest.

Zur Leitcodierung

Tags darauf stand eine große Rolle vor meiner Wohnungstür: Meine Fische hatten zu mir zurückgefunden! Über das Adresslabel war ein Aufkleber mit der Beschriftung „Zur Leitcodierung“ geklebt. Ich versuchte nachzuvollziehen, warum das Paket zu mir zurückgekommen war. An einer falschen Adresse lag es nicht. Dies bestätigte mir mein Käufer. Nun wollte ich aber nicht die Rolle erneut losschicken und dafür wieder knapp 40 Euro bezahlen. Darum versuchte ich, den DHL Kundenservice telefonisch zu erreichen. Leider kam nicht einmal ein Freizeichen. Also beschwerte ich mich per Online-Formular bei DHL und bat um eine Erstattung der Kosten. Dies erforderte die Eingabe einer Latte von Daten: Absender- und Empfängeradresse, Sendungsnummer, Datum des Versands etc. Daraufhin erhielt ich eine E-Mail mit kopierten Versatzstücken, in der ich nach der (bereits angegebenen) Sendungsnummer gefragt wurde.

Odyssee mit Posthorn

Direkt antworten konnte ich auf die DHL-Mail leider nicht. Hierzu musste ich wieder die DHL-Seite aufrufen und alle Daten erneut eingeben. Wieder bekam ich eine Antwort, die nichts mit meinem Problem zu tun hatte. Auch der nächste und übernächste Versuch (inkl. kompletter Dateneingabe) schlugen fehl. Daraufhin probierte ich es noch einmal per Telefon. Und oh, Wunder! Diesmal kam ein Freizeichen und es meldete sich tatsächlich jemand! Dieser Jemand war sogar hilfsbereit. Ich sollte eine Paketmarke umsonst bekommen und ein Teil des Restbetrages sollte mir überwiesen werden. Damit blieb ich zwar immer noch auf 10 Euro sitzen, aber besser als nichts. Also schickte ich die Karte wieder los. Netterweise erklärte der gute Mann aus Moers sich bereit, mir einen Großteil meiner Kosten zu überweisen. Dies tat er dann auch, nachdem die Karte endlich wohlbehalten bei ihm angekommen war. Dennoch habe ich alles in allem ca. 2 Tage investiert, um die Karte bei eBay einzustellen, zweimal zu verschicken und abwechselnd mit DHL und dem Empfänger zu korrespondieren. Also 200 Euro und 2 Tagessätze verschenkt, 1 Euro gewonnen. Juchhe!

 

 

Hirnwürmer

24. Januar 2022

Als ich das erste Mal von unserer Mutante Omikron gehört habe, dachte ich mir: Das heißt doch Omnichron! Zum Glück habe ich mein Gegenüber nicht verbessert. Das wäre hochnotpeinlich gewesen. Stattdessen habe ich mich gefragt, wie ich darauf komme, konnte aber zunächst keine Antwort darauf finden.

Freizeit im Praktikum

Vor kurzem fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Bei meinem ersten Praktikum in einer Werbeagentur war ich chronisch unterbeschäftigt. Um mir die Zeit zu vertreiben, fing ich an, Postkarten zu basteln und diese an meine Freunde zu verschicken. Hierfür verwendete ich ein sogenanntes Omnichromier-Gerät. Da es so etwas meines Wissens gar nicht mehr gibt, erkläre ich das Prinzip: Es wird ein Motiv zusammen mit einer farbigen Folie hineingeschoben. Heraus kommt ein Bild, bei dem die dunklen Anteile in der jeweiligen Folienfarbe sind. Das sah wirklich schön aus und meine Freunde fanden das auch. Aber meine Zeit wäre wohl anderweitig besser investiert gewesen. Wer schon einmal ein Praktikum gemacht hat (bei mir waren es 5), hat vielleicht ähnliches erlebt. Wobei es auch andere Praktika gab, bei denen ich sehr gefordert war. Zum Glück!

Hartnäckige Verhörer

Es ist schon lustig, wie sich manche Fehler ins Hirn hineinwurmen. So dachte ich zum Beispiel jahrzehntelang, dass die Bauernregel „Abendrot Schönwetterbrot“ lautet. Ich fand das immer sehr eigenartig: Was bitte sollte denn ein „Schönwetterbrot“ sein? Heute weiß ich es besser und kann herzlich darüber lachen. Habt ihr auch so einen Verhörer, der sich hartnäckig gehalten hat?

Liebe Ungeimpfte!

8. Dezember 2021

Ihr seid immer noch ganz schön viele. Von daher könnt ihr nicht alle Exzentriker oder Extremisten sein. Sondern zu großen Teilen ganz „normale“ Menschen, mit denen man ganz normal reden kann. Was zugegebenermaßen schwerfällt, weil wir Geimpften langsam etwas ungeduldig werden. Wir haben so darauf gehofft, dass diese Pandemie jetzt endlich vorbei ist. Doch wir stecken immer noch mittendrin. Das ist nicht alleine eure Schuld. Die Politik hat auf vielen Ebenen versagt. Aber wir hätten bessere Chancen gehabt, wenn ihr euch hättet impfen lassen.

Ihr werft uns gerne vor, dass wir bei unserer Impfung in erster Linie an uns selbst gedacht haben. Weil wir nicht krank werden oder uns einschränken wollten. Das ist richtig. Aber in erster Linie bedeutet eben nicht nur. Wir haben auch an unsere Partner und Kinder gedacht, die wir nicht anstecken wollen. Und an unsere Eltern, die aufgrund ihres Alters besonders gefährdet sind. Wir haben an Freunde und Bekannte gedacht, die vielleicht nicht so widerstandsfähig sind wie wir selbst. Wenn wir krank werden, gefährden wir alle Menschen, die uns lieb und wichtig sind.

Unsere Impfung kann dieses Risiko nicht eliminieren. Aber sie kann es deutlich reduzieren. Wenn wir diese Möglichkeit haben, dann sollten wir sie nutzen. Je weniger sich infizieren, desto weniger werden krank oder sterben. Hinter der Zahl, die wir jeden Tag in den Nachrichten hören oder lesen, stecken Menschen, denen ihre restliche Lebenszeit genommen wurde. Menschen, die von vielen geliebt wurden und jetzt schmerzlich vermisst werden.

Ihr könnt euch nicht darauf verlassen, dass es euch schon nicht treffen wird. Das haben vermutlich die meisten gedacht, die es dann doch erwischt hat. Und selbst, wenn eure Infektion glimpflich ausgeht, setzt ihr andere bewusst einer Gefahr aus. In der jetzigen Situation auf seine eigene Entscheidungsfreiheit zu pochen, ist also streng genommen eine unterlassene Hilfeleistung.

Aber darauf will ich nicht zu sehr herumreiten. Denn ihr bekommt gerade an allen Ecken und Enden zu spüren, dass der Großteil der Menschen nicht so gut auf euch zu sprechen ist. Wird man zu sehr bedrängt, entwickelt man irgendwann eine Trotzreaktion, aus der man nur schwer wieder rauskommt. Ich kenne das auch von mir selbst. Da hilft es manchmal, einfach einen Moment innezuhalten und sich zu überlegen, warum man etwas kategorisch ablehnt. Oft wird man feststellen, dass es die falschen Gründe sind. Doch je mehr man sich verrannt hat, desto schwieriger wird es, über seinen Schatten zu springen.

Es ist kein Zeichen von Schwäche, wenn ihr jetzt eure Meinung ändert und euch doch noch impfen lasst. Ganz im Gegenteil: Es ist ein Zeichen von Stärke.

Eure Sandra

PS an die bereits doppelt Geimpften: Boostern nicht vergessen!

 

Wer spricht denn da?

14. Oktober 2021

Jeder kennt ihn. Jedem ist er unangenehm. Die Rede ist vom Hosentaschenanruf. Erst neulich ist es mir wieder passiert: Ich gehe spazieren und wundere mich, woher das Gebrabbel kommt, wo doch weit und breit keine Menschenseele zu sehen ist. Mein Handy verrät mir, dass ich eine Nummer gewählt habe, die nicht vergeben ist. Dann kann ich L. getrost aus meinen Kontakten löschen. Gut zu wissen!

Etwas beunruhigt bin ich, als mich wenige Minuten später meine Freundin N. „zurückruft“. Verdammt, ich habe doch nicht … Doch, habe ich! Das Gespräch beende ich etwas hastig, weil mir schwant, dass ich noch mehr Leute kontaktiert haben könnte. Es stellt sich heraus, dass ich außerdem A. mit diversen Anrufen gestalkt habe.

Was habe ich die letzte Viertelstunde nur gemacht? Was habe ich auf den Mailboxen hinterlassen? Habe ich Selbstgespräche geführt oder mich sonst in irgendeiner Weise kompromittiert?

Die Ängste sind nicht ganz unbegründet. Schließlich wurde ich vor vielen Jahren einmal von R. angerufen. Aus einem Pornokino. Was in diesem konkreten Fall nur belustigend und nicht verfänglich war. Hätte aber auch ganz anders sein können.

Ich bin mir sicher, dass ich zur Zeit meiner Hosentaschenanrufe nicht im Pornokino war. Wie auch immer geartete Peinlichkeiten sind sicher im Geraschel untergegangen. Hoffentlich …

PS: Auf dem Foto seht ihr übrigens ein Handtaschenfoto.

 

Hilft ja nix!

20. April 2021

Ich werde nicht umhin kommen, einen neuen Blogartikel zu schreiben. Das zeckige Corona-Virus wird uns wohl noch eine Weile erhalten bleiben. Wie wahrscheinlich alle werde ich langsam hibbelig. Über ein Jahr soziale Isolation machen selbst einem Texter zu schaffen. Wir wurschteln ja an für sich sehr gerne alleine vor uns hin. Möglichst ohne jegliche Ablenkung. Aber inzwischen wird es mir zu still und zu einsam. Ich werde jetzt nicht anfangen, Partys zu schmeißen oder auf Querdenker-Demos zu gehen. Doch mit dem Noch-vorsichtiger-sein-als-verlangt ist Schluss. Seit einem halben Jahr heißt es „Nur noch diese letzte Kraftanstrengung und dann …“ und ein Ende ist immer noch nicht in Sicht. Ja, wir kommen vorwärts. Aber von einem Normalzustand sind wir weit entfernt. Ab wann geht eigentlich der Ausnahme- in den Normalzustand über? Da mag man gar nicht drüber nachdenken.

Aber jetzt genug gefrustet. Vielleicht sind wir wirklich auf der Zielgeraden. Ich hoffe es sehr. Also: Haltet noch ein bisschen durch, liebe Leute. Es kommen schon bald wieder bessere Zeiten. Und wenn sie auch noch nicht „normal“ sein mögen, so werden sie doch viel angenehmer sein als die letzten Monate. Außerdem kommt der Sommer und und und. Einmal Lächeln, bitte!

 

The Peanut Gallery

22. September 2020

Das Stöbern in Nachrichtenportalen kann mitunter viel Zeit in Anspruch nehmen. Ganz ausufernd wird es aber, wenn man sich in den Kommentarbereich „verirrt“. Oft ist dieser spannender und manchmal sogar informativer als der Artikel selbst. Was man auf jeden Fall bei der Lektüre lernt, ist welche Arten von Menschen bzw. Kommentatoren es gibt. Hier einige Typen, die euch sicher schon untergekommen sind:

Der „Zitierer“ – „kopiert ganze Absätze aus dem Artikel …“ und „garniert sie sparsam mit eigenen“ Satzfragmenten.

Der Ignorant – biegt jeden Artikel auf sein Lieblings(reiz)thema hin, nur um entsprechend kommentieren zu können. Danke, Merkel!

Der Minimalist – liest maximal den Artikel-Teaser und liegt deshalb mit seinen Kommentaren inhaltlich voll daneben. Ich mag keine Nüsse!

Der Wutbürger – muss jeden seiner KOMMENTARE mit vielen !!! versehen und am B E S T E N noch sperren.

Der Dickdaumige – schribt sein kryptishen felergespicktenKmentare pinzipill nur auf m Smatphone.

Der Wiederholer – kommentiert nur Kommentare oder Kommentare zu Kommentaren, am liebsten nach der Copy-Paste-Methode. Copy-Paste-Methode. Copy-Paste-Methode.

Der Verzagte – hat Angst, missverstanden zu werden und muss deswegen immer „Ironie off“ ergänzen. Nur für den Fall, dass ich das klarstellen muss …

Der IMHOer – täuscht Bescheidenheit vor, nimmt sich aber in Wirklichkeit unglaublich wichtig. Noch Fragen?

Der Insider – weiß (tatsächlich!) über das Thema hervorragend Bescheid, so dass sich der Artikelautor für seine schlechte Recherche eigentlich in Grund und Boden schämen müsste.

Der Wortgeizer – kommentiert nur mit 1 kurzen Satz. Punkt.

Der Verweigerer – lehnt die Verwendung von Satzzeichen völlig ab obwohl diese tollen Punkte Striche etc ja einen Sinn haben nämlich den dass man das Geschriebene besser verstehen kann aber ist ja wurscht

Der Beleidigte – behauptet immer, dass seine Kommentare prinzipiell gelöscht werden. Und schon wieder!

Der Irrläufer – ist in der Kommentarspalte des falschen Artikels gelandet. Oops.

Jetzt fragt sich vielleicht der eine oder andere, warum ich diesem Artikel hier den Titel „The Peanut Gallery“ gegeben habe. Ganz einfach: „No comments from the peanut gallery!“ ist das Pendant zum deutschen „Ruhe auf den billigen Plätzen!“. Das fand ich zu charmant, um es unverwendet zu lassen.

Übelkeit vor allem beim Liegen?

10. September 2020

Foren wie gutefrage sind für mich ein Quell steter Freude. Was die Leute für Probleme haben und wie sie auf die Idee kommen, dort eine Lösung zu finden – erstaunlich! Ich versuche einmal, ein paar der seltsamen Gedankengänge nachzuvollziehen …

Hand aufs Hirn

Wenn mir seit Wochen übel ist (vor allem, wenn ich liege), dann wende ich mich als Erstes an die Community und nicht etwa an einen Arzt. Ich meine, wer weiß, was der Weißkittel mir für einen Mist erzählt …? Oder wenn ich unsicher bin, ob meine Vagina meinem neuen Freund gefällt, frage ich lieber vertrauensvoll in die Internet-Runde, denn die sagt mir objektiv ihre Meinung. Auch bei ganz dringenden Fragen, wie „hat eine Frau wirklich kein Interesse mehr, wenn sie Schluss macht?“, konsultiere ich lieber mein Handy als mein Hirn.

Na, Bravo!

Teenager scheinen die Kernzielgruppe dieses Forums zu sein. Bei vielen Anliegen fühle ich mich an den guten alten Dr. Sommer aus der Bravo erinnert (den es tatsächlich noch gibt!). Was mein Mitleid weckt: Haben die Kids auch heute keine Freunde, mit denen sie sprechen können? Wenn ich jeden Hanswurscht um seinen Senf bitte, ist das ist ja noch schlimmer als die Aktivierung von Schwarmwissen im extrem ausgedehnten Bekanntenkreis. Andererseits genieße ich auf so einem Forum mehr Anonymität als in den sozialen Medien. Was zumindest bei der Vagina-Frage nicht verkehrt ist. Die Antworten könnten nicht so genehm sein und der neue Freund könnte sich möglicherweise übergangen fühlen. Was also tun?

Schlusswort

Einen weisen Ratschlag zu diesem Thema habe ich in einem Blog gefunden: Tausche niemals eine gute Frage gegen eine schlechte Antwort!

 

I am what I spam

2. September 2020

Wie die Fans meiner Facebook-Seite wissen, liebe ich Spam. In kleinen Dosen. Wenn ich mir so ansehe, was mir geschickt wird, ergibt sich folgendes Bild: Ich habe krumme Ballenzehen, ein lückenhaftes Gebiss, rote Haut und eine kurzsichtige Brille. Weil ich außerdem fies schnarche, hat mich mein Partner verlassen. Er hatte Angst, dass ich bei einem Atemstop einen Herz- oder Schlaganfall bekomme! Deswegen muss ich mein Auto jetzt selber bewässern. Dabei habe ich festgestellt, dass der verdammte Schlauch viel zu kurz ist. Vor lauter Wut habe ich in die Seitentür getreten. Na, toll: Schon wieder eine STÖRENDE Delle im Auto! Dabei hatte ich neulich erst eine Karambolage wegen Handys. Ich werde jetzt zu meinen Nachbarn gehen und mir ihren NAGELNEUEN 60 m langen, unzerbrechlichen Gartenschlauch klauen. Das ist die Rache dafür, dass sie sich über meinen stopfenden, stinkenden Abfluss beschwert haben! Kann ich doch nichts dafür, wenn ich meinen schmutzigen Barbecue nur mit kaltem Wasser abspülen kann, zefix! Davor muss ich aber dringend meine schartigen Messer, Dolche und Hackebeile schärfen, sonst schneide ich mir einen Ast. Außerdem brauche ich noch ein alles blickendes monokulares Fernrohr für jede Aufgabe, damit ich sehen kann, ob meine Nachbarn zuhause sind. Wenn ich mir noch so eine powerstake STIRNLAMPE anschaffe, könnte ich auch nachts rübergehen. Das ist besser, weil mir diese Schwitzhitze tagsüber echt zu schaffen macht. Doch wie soll ich mir das alles leisten? Wenn ich dem Bitcoin-Code beitrete, sollte es klappen! Zur Überbrückung reicht mir der Kredit mit Sofortzusage in 3 Minuten …

Nachtrag: Leider konnte ich meinen Plan nicht ausführen, weil jemand Zugriff auf mein Gerät hat. Es ist ein professioneller Pentester. Jetzt muss ich meine ganzen Bitcoins ausgeben, damit er meinen Ruf nicht ruiniert! Heul!

Ein Pflegeheim-Besuch in Corona-Zeiten

9. Juni 2020

Pflegeheim-Besuch in Zeiten von CoronaSo sieht (Stand 8. Juni 2020) ein Besuch in einem Pflegeheim aus: Nach Terminvereinbarung (nur wochentags von 10 bis 17 Uhr) kann man einen Bewohner für 45 Minuten besuchen. Der Besucher muss eine OP-Maske und einen Schutzkittel tragen. Das Treffen findet in einem geschlossenen Gemeinschaftsraum statt. Vor dem Betreten des Raumes erfolgen Händedesinfektion, Fiebermessen und Aufnahme der Kontaktdaten. Mit Tischen wird ein Abstand von gut 2 Metern zwischen Besucher und Bewohner geschaffen. Dazwischen ist eine Plexiglasscheibe angebracht. Berührungen sind weder möglich noch gestattet. Nach dem Besuch wird die Besuchszone desinfiziert.

Fatale Folgen der Isolation

Ich kann nicht beurteilen, ob diese Maßnahmen auch weniger strikt sein könnten, ohne die Bewohner zu gefährden. Was ich aber beurteilen kann: 1) Mit einem an Demenz erkrankten Menschen ist unter diesen Umständen keinerlei Kommunikation möglich. 2) Der Gesundheitszustand verschlechtert sich durch diese Isolation dramatisch.

Pflegeheim in Baden-Württemberg

Es geht hier nicht um einen abstrakten Fall, sondern um meinen an Demenz erkrankten Vater, der in einem Pflegeheim in Baden-Württemberg lebt. Der Name des Heims tut nichts zur Sache. Diese Regelungen gelten im Wesentlichen für alle Pflegeheime in Baden-Württemberg. Mindestens noch bis zum 15. Juni. Diese Regelung bedeutet bereits eine deutliche Lockerung. Für gut 2 Monate waren gar keine Besuche gestattet. Davon betroffen waren auch sämtliche externe Dienstleister (Friseure, Fußpflege, ehrenamtliche Helfer etc.). Auch der Besuch von Ärzten sollte nur in dringenden Notfällen erfolgen.

Nur Besuch von 2 festen Personen

Ich hätte das Pflegeheim eigentlich nicht zusammen mit meinem Bruder besuchen dürfen, da nur zwei feste Besuchspersonen gestattet sind. Nicht an diesem einen Tag, sondern während der gesamten Dauer dieser Maßnahmen. Da Besuchsperson Nr. 1 bereits die Lebensgefährtin meines Vaters ist, hätten nach Anweisung der Landesregierung Baden-Württemberg nur entweder ich oder mein Bruder meinen Vater besuchen dürfen. Auf unsere dringenden Bitten hin hat das Heim uns eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Da sich der Zustand meines Vaters in den letzten Wochen extrem verschlechtert hat, war diese Ausnahme wohl möglich. Bis auf akut notwendige Arztbesuche war mein Vater seit 3 Monaten nicht im Freien.

Wo hört Leben auf, Leben zu sein?

Um eines klarzustellen: Ich bin kein prinzipieller Gegner der Corona-Schutzmaßnahmen. Aber ich stelle mir die Frage, ob dieses Leben, das hier geschützt werden soll, noch ein lebenswertes ist.

PS: Normalerweise schreibe ich auf meinem Blog keine Artikel, die derart persönlich sind. Doch ich finde, dieses Thema geht alle etwas an.