Konzeption & Text. Sandra Cremer



„Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen“

15. April 2020

Foto der Gedenktafel am Geburtshaus von Karl ValentinDieses wunderbar-wahre Zitat von Karl Valentin trifft gerade mehr zu denn je. Darum werde ich das allgegenwärtige C-Thema nicht auch noch kommentieren.

Wie gut, dass wir bereits das Jahr 2020 schreiben. Denn bis 2018 hätte ich aus Urheberschutzgründen für die Verwendung des obigen Zitats noch Ärger bekommen können. Aber vielleicht hätte der Karl seiner Enkelin auch gesagt, dass sie bei mir eine Ausnahme machen soll.

Schließlich waren wir sieben Jahre lang Nachbarn. So mehr oder weniger. Denn sein Geburtshaus ist bekanntlich in der Zeppelinstr. 41 in der Münchner Au und ich hatte meine Wohnung (weitgehend unbekanntlich) in der Nr. 37. Als ich dort hingezogen bin, war das Valentinhaus in einem desolaten Zustand. Die Stadt München hatte es zwar 1987 aufgekauft, ließ es aber aus Kostengründen nicht sanieren.

Da der Karl sich dort verständlicherweise nicht mehr wohl gefühlt hat, ist er zu uns in die Nr. 37 gekommen. Wo, wenn ich mich recht erinnere, auch einer seiner Freunde früher gewohnt hat. Nein, gesehen haben wir ihn nicht. Aber gehört. Gerumpelt hat er und gepumpelt, seinen Unmut darüber gezeigt, dass man sein Haus einfach verrotten lässt.

Jetzt wird der ein oder andere vielleicht einwenden, dass das ja jeder x-beliebige andere Poltergeist hätte sein können. Aber da muss ich dagegenhalten: Es ist ganz sicher, dass es der Karl gewesen ist. Denn wie sein Haus dann aufgekauft und saniert war, da ist er wieder ausgezogen bei uns. Ein bisschen schade fanden wir das ja schon. Aber wir konnten ihn verstehen. Weil sie ist richtig hübsch geworden, die Nr. 41.

PS: Besten Dank an Flo Sorg, der dieses Bild zur freien Verfügung gestellt hat. Wahrscheinlich hätte ich auch noch irgendwo eines gehabt. Aber gefunden hätte ich es sicher nicht auf die Schnelle.

Bahn happens!

30. September 2019

Screenshot einer Zugausfall-Meldung der Deutschen BahnFangen wir gleich an mit dem wichtigsten Link, den jeder Bahn-Fahrer kennen muss: https://www.bahn.de/p/view/service/auskunft/fahrgastrechte/entschaedigung.shtml

Unternehmen Zukunft 4.0

Falls ihr jetzt denkt, ihr könntet hier online eine Entschädigung beantragen – weit gefehlt! Man kann sich dort das Fahrgastrechte-Formular als PDF downloaden, das man ausfüllen, ausdrucken und per Post schicken muss – zusammen mit einem Ausdruck des Online-Tickets(!). Das Porto muss man natürlich selbst übernehmen. Alternativ kann man damit auch an einen Bahn-Schalter gehen. Aber da zahlt man dann doch lieber die 80 Cent für die Briefmarke.

Sitzplatz, ade! Popo tut weh …

Was im Fahrgastrechte-Formular allerdings nicht vorgesehen ist: die Erstattung von Reservierungen. Wozu man die braucht? Weil die Bahn es regelmäßig schafft, diese platzen zu lassen. Alle, die öfters mit dem Sprinter München-Berlin fahren, wissen ein Lied davon zu singen. Denn der eigentlich vorgesehene Zug entfällt meist wegen eines „technischen Defekts“ und wird durch einen anderen Zug ersetzt. Na, dann ist doch alles super, oder? Leider nein. Denn erstens verfügt der Ersatzzug stets über weniger Sitzplätze, so dass es den gebuchten Sitzplatz oft gar nicht gibt; zweitens würde es einem auch nichts bringen, wenn es ihn gäbe, weil alle Reservierungen im Ersatzzug ungültig sind (was allerdings nur auf Nachfrage kommuniziert wird und somit nur einem Teil der Fahrgäste bekannt ist = Bombenstimmung!). Auch hier besteht natürlich die Möglichkeit, ins „Reisezentrum“ zu gehen. Ob man dazu noch Lust hat, wenn man ein paar Stunden vor dem Klo auf dem Boden gesessen ist? Eher nein. Aber für diesen Fall gibt es einen „Workaround“: Man schreibe an kundendialog@bahn.de und schildere den Sachverhalt unter Angabe der Bankverbindung und Anhängen des Online-Tickets als PDF. Dann funzt es.

Zufall? Ich denke nicht.

Was mich maßlos ärgert, sind nicht die Ausfälle als solches (siehe Headline), sondern dass man sich selbst um eine Erstattung für eine nicht erbrachte Leistung kümmern muss und dies noch dazu so unkomfortabel wie nur möglich gestaltet wird. Technisch gesehen wäre es mit Sicherheit kein Problem, das Geld automatisch aufs Konto zu überweisen, sofern das Ticket online gebucht wurde. In meinen Augen reines Kalkül. Denn die Bahn kann davon ausgehen, dass ein Großteil der Fahrgäste die Erstattung nicht einfordert (aus Unwissenheit oder wegen des Aufwands). Bei verfallenen Reservierungen dürfte der Anteil sogar verschwindend gering sein. Ebenso beschleicht einen das Gefühl, dass die kürzeren Ersatzzüge bewusst eingesetzt werden, um Kosten zu sparen.

Just do it!

Und falls jetzt wieder jemand meint, dass ich ein „Bahn-Basher“ bin, der lieber mit dem Auto fährt – nicht im Ansatz. Ich ziehe es immer vor, den Zug zu nehmen. Selbst wenn es für mich eine längere Fahrtzeit bedeutet. Aber die Bahn macht es mir wirklich nicht leicht. Ich könnte hier jetzt stundenlang darüber lamentieren, was alles passiert ist auf meinen Fahrten in den letzten Jahren. Doch ich bin es leid.

Bahn, krieg es bitte-bitte endlich mal auf die Reihe!

In Liebe, dein letzter Fan ❤

Musst du gelesen haben!

11. September 2019

Rundes BücherregalUm Texter(in) zu werden, muss man viel lesen. Und zwar schon als Kind und Jugendlicher. Diese Bücher hier gehören bis zum 12. Lebensjahr zur Pflichtlektüre:

Die kleine Hexe, Der kleine Wassermann, Das kleine Gespenst, Räuber Hotzenplotz (alle Bände), Krabat, Die Brüder Löwenherz, Wir Kinder von Büllerbü (alle Bände), Pippi Langstrumpf (alle Bände), Karlsson vom Dach (alle Bände), Ferien auf Saltkrokan, Michel aus Lönneberga (alle Bände), Die Kinder aus der Krachmacherstraße (alle Bände), Ronja Räubertochter, Britt-Mari erleichtert ihr Herz, Der kleine Vampir, Vorstadtkrokodile, Hau ab, du Flasche, Dodo und Pepi die Schlüsselkinder, Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen, Die kleine Raupe Nimmersatt, Die kleine vergessliche Frau, Mein Esel Benjamin, Eine Handvoll Hund, Oh, wie schön ist Panama, Urmel aus dem Eis (alle Bände), Der Löwe ist los (alle Bände), Die Geschichte von Peter Rabbit, Pu der Bär, Der Wind in den Weiden, Hanny und Nanny (alle Bände), Bille und Zottel (alle Bände), Fury, Black Beauty, Mein Pferd und ich, Der schwarze Lord von Pengersick, Der gelbe Vogel, Sandra und ich, Momo, Die unendliche Geschichte, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Tom Sawyer und Huckleberry Finn, Die drei Musketiere, Onkel Toms Hütte, Das Dschungelbuch, Wickie und die starken Männer, Die Abenteuer des Pinocchio, Pumuckl, Winnetou (et al.), Die Schatzinsel, Wir pfeifen auf den Gurkenkönig, Die Abenteuer des Herrn Leberecht, Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, Das Tagebuch der Anne Frank, Damals war es Friedrich, … und dann musste ich gehen, Flucht in die Freiheit, Die Räuberbraut, Heidi, Die Biene Maja, Das doppelte Lottchen, Der kleine Nick, Alice im Wunderland, Herr der Ringe, Der kleine Hobbit, Der Falke des Lichts, Andschana, Die Märchen der Brüder Grimm, Das Mädchen Mohnblume und andere Märchen, Das Mädchen aus dem Bambuswald, Die Märchen von Hans-Christian Andersen und natürlich noch viel mehr Märchen

Vielleicht ist zu erkennen, dass ich mich ein bisschen um Strukturierung bemüht habe, wenn auch nicht chronologisch. Und natürlich sind dies lange nicht alle Bücher, die ich in meinen ersten 12 Jahren gelesen habe. Sondern nur die, die mir lebhaft in Erinnerung geblieben sind. Ein paar davon stehen heute noch bei mir im Original im Regal oder ich habe sie für meinen Sohn nachgekauft.

 

♫ Meine Partner BahnCard und ich …

28. Mai 2019

Nostalgisches Bahnbild vom Sonderzug nach Pankow… hätten einander so lieb. Wir können beisammen nicht kommen. Die Bahn ist leider zu blöd. ♫

Falls jemand überlegt, eine Partner BahnCard zu bestellen – das ist eine Supersache, weil günstiger. Sollte man jedoch einen anderen Wohnort haben als der Partner, muss man sehr viel Geduld mitbringen. Denn mit zwei Adressen und zwei Namen ist die Bahn völlig überfordert. Ich warte nun schon seit gut drei Monaten auf die physische Version meiner BahnCard. Zum Glück haben sich bisher alle Schaffner mit der digitalen BahnCard in der DB Navigator App zufrieden gegeben. Was aber keine Selbstverständlichkeit ist. Denn theoretisch bin ich verpflichtet, trotz digitaler BahnCard noch die physische mit mir zu führen. Zumindest wird einem das mitgeteilt, wenn man freiwillig auf das Ding verzichten will, weil man nicht mehr daran glaubt, dass es jemals ankommt. Da ich auch in diesen Wartemonaten Bahn fahre, ist es immer wieder spannend: Kommt heute der große Eklat? Werde ich einem Bahnmitarbeiter an die Gurgel springen müssen, weil er auf die Plastikkarte besteht? Der arme Mensch kann ja nichts dafür. Aber wenn man schon zigfach Mails geschrieben und angerufen hat und immer noch nichts da ist, dann kann einem schon der Kragen platzen. Ich kann nur mutmaßen, dass sie abwechselnd versuchen, meine Karte mit meinem Namen an die Adresse meines Mannes zu schicken und umgekehrt. Anders lässt sich nicht erklären, dass sie immer wieder zurückgeht und sie mir (angeblich) eine neue schicken möchten. Wobei ja auch interessant ist, dass eine zurückgegangene BahnCard offensichtlich zerstört und neu ausgestellt werden muss …?!? Aber immerhin gibt sich die Bahn alle erdenkliche Mühe: „Ganz herzlich bedanken wir uns für Ihre Kritik. Sie können sicher sein: Wir nehmen Ihre Hinweise sehr ernst und arbeiten daran, unsere Angebote und Services weiter für Sie zu verbessern.“ Das Versenden von Trost-Mails scheint also zu funktionieren. Für den Postweg ist sie vielleicht schon zu modern …

 

Piep, Piep, Piep, ich hab dich nicht lieb!

17. Mai 2019

Warum müssen Geräte piepen, wenn sie mit ihrer Arbeit fertig sind? Zersetzt sich Geschirr, wenn man es nicht direkt aus der Maschine räumt? Befällt ein böser Kleiderpilz die Wäsche, wenn man sie nicht sofort aus der Trommel nimmt? Es muss wirklich Menschen geben, die auf dieses Piepen warten, weil sie sonst nicht wissen, wann der Vorgang beendet ist. Blinde … natürlich! Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen! Die Haushaltsgeräte sind inzwischen alle blindengerecht. Naja, Brailleschrift habe ich noch keine bemerkt und abgesehen von dem Piepen kommunizieren sie auch nicht mit mir. Da besteht noch Optimierungsbedarf. Aber an die blinden Schwerhörigen wurde gedacht: Mein Geschirrspüler gibt in kurzen Abständen sieben Mal ein penetrantes Dreierpiepen von sich. Wenn man dummerweise gerade nicht hinhechten kann, geht einem jedes einzelne davon durch Mark und Bein. Gleich hast du deinen letzten Piep getan, du Höllenmaschine … (ノಠ益ಠ)ノ彡┻━┻

PS: Manchmal hilft es, sich Dinge von der Seele zu schreiben. So bin ich jetzt auf die Idee gekommen, mal nachzusehen, ob sich der Piepton abschalten lässt. Und: Voilà, es geht! Der Tag ist gerettet.

Lieber spät als gar nicht?

11. Dezember 2018

„Brand eins“ hat vor kurzem geschrieben, dass Männer ihre Weihnachtsgeschenke immer sehr kurzfristig besorgen. In dieser Hinsicht bin ich eindeutig männlich veranlagt. Bei mir gibt es erst in der letzten Woche vor Heiligabend Panikkäufe. Was leider oft dazu führt, dass ich über das Ziel hinausschieße. Das „Weniger hätte auch gereicht“ kommt dann ein paar Stunden vor der Bescherung. Nun muss ich noch dazu gestehen, dass ich nicht die beste Geschenkemacherin bin. Doch damit bin ich nicht allein. Was ich schon an Gaben bekommen habe, die wahrscheinlich lieb gemeint, aber völlig unsinnig oder nutzlos waren … Da muss ich an eine nette Geschichte von einem Bekannten denken: Er hat mir vor vielen Jahren erzählt, dass er mit seinem Schwager einen „Nichtangriffspakt“ geschlossen hat. Will heißen, sie schenken sich gegenseitig nichts zu Weihnachten. Eine großartige Idee, wie ich finde. Ich habe mich bisher nicht getraut, diese umzusetzen. Aber verlockend ist der Gedanke schon. Was man sich da an Krampfigkeiten und Peinlichkeiten ersparen könnte …

„Ich habe mich hier angewurzelt …“

2. November 2018

Wer diesen Satz vervollständigen kann, gehört wie ich noch zur Generation Poesiealbum. Inzwischen sind diese leider von „Freundebüchern“ verdrängt worden. Die sind zwar sicher auch eine nette Erinnerung, aber ich finde durch die vorgegebenen Felder fehlt ihnen etwas der Charme. Ich wüsste heute wahrscheinlich nicht mehr, was einer meiner Grundschulfreunde als seine Lieblingsspeise genannt hat. Aber die netten, witzigen oder nachdenklichen Sprüche in meinem Poesiealbum weiß ich noch zu großen Teilen auswendig. Hier ein paar Kostproben in Originalschreibweise und -formatierung …

Da hätten wir zum Beispiel einen, für den der Schreiber heute vor ein Feminismusgericht gestellt werden würde:

„Wandle stets auf Rosen
Auf immergrüner Au
Bis einer kommt mit Hosen
Und nimmt dich dann zur Frau“

Dabei war das einer von der fröhlichen Sorte. Da gab es ganz andere Kaliber. Sehr beunruhigt hat mich dieser hier:

„Geh nie ohne Gruß und Wort
von deinen lieben Eltern fort
denn weißt es kann einmal
geschehen, daß sie dich nie wieder sehen“

Diesen hier fand ich irgendwie deprimierend (nicht wegen der Rechtschreibung):

„Sage nie das kann ich nicht,
vieles kannst du wilst die Pflicht,
schweres vordern lieb und Pflicht,
drum sage nie das kann ich nicht.“

Zum Glück gab auch weniger schwere Kost:

„Vom Zucker ein Häuschen
von Zimt die Tür
die Fenster von Bratwurst
das wünsch ich dir.“

Ob meine Freundin aus der 3. Klasse noch manchmal an mich denkt?

„Felsen können stürzen,
Berge untergehen,
aber dich vergessen,
würde nie geschehen.“

Fotos von sich selbst hat keiner meiner Freunde eingeklebt. Stattdessen sind die Seiten mit bunten Stickern und Zeichnungen verziert. Man sieht, dass sich alle große Mühe gegeben haben. Da wurden noch mit Bleistift und Lineal Linien gezogen, damit die Zeilen gerade werden. Ich schaue mir mein Album immer mal wieder an. Ob mein Sohn in ein paar Jahrzehnten wohl noch in seinem Freundebuch herumblättert? Ich habe da so meine Zweifel.

Ich hingegen habe verinnerlicht:

„Denk in Glück
und Seligkeit
auch an die ver-
gangenheit.“

PS: Und wer hat erkannt, zu welchem Spruch das Bild gehört?

Das Studentenfutter-Syndrom

12. Oktober 2018

Ist euch auch schon einmal aufgefallen, dass Mischungen nie so sind, wie man sie gerne hätte? Im Studentenfutter zum Beispiel sind hauptsächlich Rosinen, gefolgt von weniger schmackhaften Nüssen (Cashew). Die Mandeln sind blanchiert (Frevel!) und überhaupt sind viel zu wenig Walnüsse drin. Das Gleiche gilt für die Colorado-Mischung von Haribo. Statt nur Lakritze und Lakritzkonfekt zu enthalten, finden sich darin so Ekeleien wie Himbeeren mit Geleekern oder diese Dinger mit Schaumfüllung und anderes Kroppzeug. Für mich als Lakritzfan bedeutet das, dass ich ein Drittel der Packung wegwerfen muss (Denn für Nicht-Lakritzfans sind die anderen Süßigkeiten in der Packung geruchlich und geschmacklich kontaminiert). In Knabbermischungen sind eindeutig zu wenig Fischli, dafür aber kastrierte Salzstangen und labbrige Chips. In Keks- oder Pralinenmischungen … ach, es ist ein Trauerspiel. Warum ich mir dann überhaupt Mischungen kaufe? Ohne Rosinen kann man so schlecht Korinthenkacken.

Kinderarbeit oder mein erster Job

1. Oktober 2018

Mein erstes Geld habe ich damit verdient, Papiersterne auszuschneiden und diese an meine Nachbarn zu verkaufen. Das muss so mit ca. sechs bis sieben Jahren gewesen sein. Dabei habe ich so viel eingenommen, dass ich mir davon die „Schatzinsel“ auf Schallplatte kaufen konnte. Also ein durchaus ordentlicher Verdienst. Anders sah es bei meinem ersten Job mit fester Bezahlung aus. Den hatte ich mit zwölf im Münchner Tierpark Hellabrunn. Ganze 20 DM gab es damals für einen 8-Stunden-Tag mit Ponyführen, Striegeln, Ausmisten und Karussell-Betrieb. Letzteres war unter Sicherheitsaspekten auch äußerst fraglich. Darf man ein 12-jähriges Kind ein Karussell bedienen lassen? Ich bezweifle es. Doch damit der Ausbeutung nicht genug: Wir kleinen Sklaven durften nur den Eingang nehmen, der direkt zum „Kinderzoo“ führte. Der Bus hielt aber am anderen Ende des Tierparks (die U-Bahn-Station gab es zu dieser Zeit noch nicht). Wollten wir aber den Haupteingang nehmen, um nicht den kompletten Tierpark umrunden zu müssen, hieß es Eintritt zahlen. Schließlich galt es zu vermeiden, dass wir auf dem Weg zur Arbeit kostenlos ein Tier ansehen. Meine Mutter hat sich damals erbarmt und mir eine Jahreskarte gekauft (und die war richtig teuer!), damit ich nicht jeden Tag einen Riesenumweg latschen musste.

PS: Als ich nachsehen wollte, wie dieser Bereich denn nun hieß (Kinderzoo), habe ich festgestellt, dass es ihn seit 2012 nicht mehr gibt. Anscheinend sind die üblen Machenschaften inzwischen aufgedeckt worden.

PPS: Das Bild zeigt natürlich nicht mich, sondern ein kleines Mädchen 1908 in South Carolina, das über meine „Probleme“ nur hätte lachen können.

!!!HELLO MOTO!!!

26. April 2018

Es gibt Momente, in denen das Handy keine Geräusche machen sollte: z. B. bei einer Trauerfeier. Neulich war ich auf einer solchen. Ich hatte selbstredend das Handy auf lautlos gestellt. Nur dann fiel mir ein, dass vielleicht doch irgendein Sound dadurch nicht blockiert sein könnte. Hektisch griff ich in meine Tasche, um es auszuschalten. Leider entschied es sich stattdessen für einen Neustart. Wer ein Motorola besitzt, weiß, was das bedeutet: Ein lautstarkes „!!!HELLO MOTO!!!“ am Ende der Hochfahranimation. Was also tun? Mitten in der Trauerfeier rausrennen …? Die Pein ertragen, wenn alle Trauergäste mich mit vernichtenden Blicken anschauen …? Meine liebe Cousine erkannte direkt das Dilemma (sie hat auch ein Motorola). Geistesgegenwärtig wickelte sie das Handy in mehrere Mäntel ein und legte noch ihre Tasche obendrauf. Der ein oder andere hat es wohl trotzdem gehört. Aber der Rieseneklat blieb aus. Puh! Inzwischen habe ich herausgefunden, wie ich diesen depperten Sound ausschalten kann. Die Info habe ich gleich an meine Cousine weitergeleitet, was sie sehr gefreut hat …